: Schüler totgebissen
Zwei Kampfhunde fallen Kinder auf einem Hamburger Schulhof an und töten Sechsjährigen. Tiere waren schon zuvor als aggressiv aufgefallen
HAMBURG dpa/taz ■ Zwei Kampfhunde haben gestern einen sechsjährigen Jungen totgebissen und zwei weitere Kinder verletzt. Die Tiere, ein Pitbull und ein Staffordshire-Terrier, scheinen ohne besonderen Anlass außer Kontrolle geraten zu sein. Der Junge starb unmittelbar nach der Attacke am Rande eines Schulsportplatzes im Stadtteil Wilhelmsburg. Herbeigerufene Polizisten erschossen die Tiere.
Die Kinder hatten auf dem Hof Fußball gespielt, als die Tiere sie ansprangen und über sie herfielen. Der inzwischen festgenommene Hundehalter hatte den Weg über den Schulhof als Abkürzung zwischen zwei Straßen gewählt. Der Ball habe offenbar die Aufmerksamkeit der Hunde erregt, so die Polizei. Der sechsjährige türkische Junge sei aus Angst vor den Hunden weggelaufen, aber von den Tieren eingeholt worden.
Unklar blieb, ob die Hunde angeleint waren. Auf dem Schulhof wurden Teile einer Leine, aber keine Maulkörbe gefunden. Die Behörden hatten dem Halter eines der Hunde, der schon mehrfach auffällig geworden war, die Auflage gemacht, diese nur angeleint und mit Maulkorb versehen auszuführen.
Kaum eine Woche vergeht, in der Pitbulls, Mastinos oder Rottweiler nicht Schlagzeilen machen. Nach dem jüngsten Angriff eines Kampfhundes hat Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) gestern die Bundesländer abermals aufgefordert, die Vereinbarung umzusetzen, gemeinsam gegen Kampfhunde vorzugehen.
Bereits Anfang Mai hatten die Innenminister diverse Gegenmaßnahmen empfohlen. So soll ein Hundeführerschein eingeführt werden, die Behörden sollen den Besitz eines solchen Hundes genehmigen. Außerdem sollen als „gefährlich“ eingestufte Hunde mit einem Zucht- und Handelsverbot belegt werden dürfen. Auf diese Weise, so das Kalkül, sollen die gefährlichen Hunderassen in den nächsten Jahren gezielt ausgerottet werden. Auf eine verbindliche Regelung für alle Länder konnten sich die Innenminister im Mai nicht einigen. Rheinland-Pfalz hatte interveniert mit der Begründung, man könne keine Belege finden für eine „rassespezifisch erhöhte Aggressivität“.
So bleibt die Zukunft der Kampfhunde in Deutschland ungewiss. In Bayern beispielsweise gilt seit 1992 eine Hundeverordnung, die neben der brandenburgischen als die strengste in Deutschland gewertet wird. In Bayern stehen fünf Rassen auf dem Index, deren Züchtung und Kreuzung verboten ist. Unabhängig von der Rasse definiert die Verordnung in einem dritten Schritt auch solche Hunde als Kampfhunde, die durch ihre Ausbildung scharf gemacht wurden. Niedersachsen und Thüringen etwa sperren sich gegen einen Rassenindex. roga
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