: Ein „Gruß zur Sonnenwende“
■ Autonome Antifa-Zelle bekennt sich zu Brandanschlag in Neumünster
Im Zusammenhang mit der Kampagne gegen den Rechtsrock- und Neonazi-Rekrutierungstreff „Club 88“ in Neumünster haben sich offenbar AntifaschistInnen zu einem Brandanschlag auf das ortansässige Abrissunternehmen „Tobau“ bekannt, bei dem in der vorigen Woche Sachschaden entstanden ist. (taz berichtete) „Dieser flammende Gruß zur Sonnenwendefeier der Nazis in Norddeutschland soll die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Verbindung zwischen Club 88, der Firma Tobau sowie auf die norddeutsche Szene lenken“, heißt es in einem der taz hamburg zugespielten Bekennerschreiben mit der Überschrift: „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“ Unterschrieben ist das Brief mit den Worten „Rechte Strukturen angreifen“ – „Autonome antifaschistische Zelle“.
Durch Beobachtungen sei den Antifa-Aktivisten bekannt geworden, was für Personen und welche Autos aus der rechten Szene das Tobau-Gelände ansteuern, schreiben die unbekannten Zündler. „Darunter sind namhafte Nazis, die diverse Aufmärsche der so genannten Freien Kameradschaften organsieren“, heißt es weiter. „Auf dem Tobau-Anwesen ist ein weiterer Treffpunkt der norddeutschen rechten Szene entstanden.“
Nach Angaben der „Autonomen Antifaschisten Zelle“ seien in der Nacht zum 21. Juni drei Brandsätze gezündet worden. Bei dem Feuer sind nach offiziellen Angaben ein Bauwagen ausgebrannt und ein Materiallager in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach Angaben des „Club 88“ auf der Internet-Seite des „Aktionsbüro Norddeutschlands“, das von den Hamburger Neonaziführer Christan Worch und Thomas Wulff geleitet wird, arbeiten dort mehrere „Kameraden“.
Nach taz-Information gehört auch die Konzessionsinhaberin des „Club 88“, Christiane Dolscheid, die auch für das Skingirl-Fanzine „Walküre“ und das Neonaziblatt „Hamburger Sturm“ schreibt, zu den regelmäßigen BesucherInnen des Firmengeländes. Auch sind seit geraumer Zeit tatsächlich immer wieder Tobau-Fahrzeuge bei Neonaziaktionen aufgefallen und oft vor dem „Club 88“ im Stadtteil Gadeland gesehen worden. So nutzten Rechte Firmen-Fahrzeuge am 15. Februar zum Aufstellen von NPD-Plakaten in Neumünster und holten ihre „Kameraden“ im vorigen Jahr nach einem Aufmarsch gegen die Wehrmachtsausstellung in Osna-brück aus Hamburg ab. Im „Bündnis gegen rechts Neumünster“ herrscht sogar die Befürchtung, dass die militante Rechte über „Tobau“ an Sprengstoff gelangen könnten, was für ein Abrissunternehmen zum normalen Handwerksstoff gehört. Peter Müller
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