: „Kein Blickkontakt!“
Petra Führmann ist öffentlich bestellte Hundesachverständige in Bayern. Sie empfiehlt: Kampfhunde ignorieren – ihnen nicht in die Augen schauen
von PLUTONIA PLARRE
taz: In Hamburg ist am Montag ein sechsjähriger Junge von einem Kampfhund zerfleischt worden. Der Vorfall hat viele verunsichert. Wie verhält man sich am besten, wenn man einem Kampfhund begegnet?
Petra Führmann: Wenn man sich unsicher fühlt, ist es das Beste, den Hund komplett zu ignorieren. Das heißt, keinesfalls Blickkontakt zu dem Tier aufnehmen und den Hund nicht ansprechen. Nach Möglichkeit entweder stehen bleiben oder ganz langsam weitergehen.
Was soll man tun, wenn der Hund einem hinterherläuft?
Stehen bleiben und wieder keinen Blickkontakt.
Gibt es spezielle Verhaltensregeln für Kinder?
Die Kinder sollten nicht an dem Hund vorbeirennen oder schreien. Sie sollten auch möglichst langsam gehen und, wenn sie sich unsicher fühlen, sofort einen Erwachsenen ansprechen oder an einer Haustür klingeln.
Manche Kinder versuchen die Hunde sofort anzufassen.
Das sollte prinzipiell erst passieren, wenn mit dem Hundebesitzer geredet worden ist, ob das in Ordnung ist. Dann den Hund nicht gleich anfassen, sondern erst mal schnuppern lassen. Man sollte ihm auch nicht über den Kopf streicheln, weil das eine Dominanzgeste ist. Am besten, man streichelt das Tier am Hals. In Bezug auf die Kinder wäre es sehr gut, wenn in den Schulen mehr Prävention betrieben würde, damit sie lernen, mit einem Hund richtig umzugehen. Es gibt sehr viele Hundeschulen, die anbieten, in die Schule zu gehen, um den Kindern zu zeigen, wie man am besten auf einen fremden Hund zugeht.
Es gibt viele Kinder, die richtig Angst vor Hunden haben.
Es gibt zwei Varianten, wie sich Kinder verhalten. Entweder sind sie sehr arglos im Umgang mit Hunden. Oder sie haben sehr viel Angst und rennen weg. Beides ist nicht gut. In solchen Fällen sind die Eltern und Lehrer gefragt. Wobei ich auf gar keinem Fall bei diesem schrecklichen Vorfall in Hamburg dem Kind irgendetwas in die Schuhe schieben möchte. Bei so einem Hund ist alles zu spät, egal wie man sich verhält.
Was sind das für Tiere?
Das sind massiv verhaltensgestörte Hunde, da nützt es auch nichts mehr, stehen zu bleiben und den Blickkontakt zu vermeiden. Solche Hunde sind dermaßen gestört, sei es durch genetische Veranlagung, sei es durch Erziehung. Erziehung ist eigentlich ein unangemesses Wort für die aggressionsfördernde Ausbildung dieser Tiere.
Gibt es im Falle eines Angriffes durch einen Kampfhund irgendetwas, was man tun kann?
Als Kind sicher nicht. Ein Erwachsener kann versuchen, besondere empfindliche Körperteile wie das Gesicht und den Hals, durch das Vorhalten der Arme zu schützen. Am besten, man versucht auf ein Auto zu klettern oder in ein Haus zu kommen.
In Köln hat ein Kampfhund einem 73-jährigen Passanten am Montagabend das Gesicht zerbissen. Wie kommt so ein Tier an das Gesicht eines stehenden Menschen heran?
Ein ganz normaler, nicht trainierter Hund springt aus dem Stand 1,50 Meter hoch.
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