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Gegen „Sklavenhandel“

■ Fraktionsübergreifende Initiative für Zwangsprostituierte in Hamburg

Frauen aller Fraktionen haben den Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel als politisches Betätigungsfeld entdeckt: SPD, GAL und CDU haben im Gleichstellungsausschuss ein Petitum zu „Maßnahmen gegen die Zwangsprostitution und den Menschenhandel“ verabschiedet. Damit fordern sie die Bürgerschaft auf, die Situation Zwangsprostituierter in Hamburg zu verbessern.

„Frauenhandel ist der Sklavenhandel unserer Zeit“ begründet Britta Ernst (SPD) das Engagement. Heide Simon (GAL) sagt: „Wir wollen die Frauen nicht nur zu einer Aussage gegen ihren Zuhälter bewegen, sondern ihnen auch etwas mitgeben.“

So soll die Prostituierte, nachdem sie beispielsweise bei einer Razzia aufgegriffen wurde, bis zu acht Wochen darüber nachdenken dürfen, ob sie aussagen will. Bisher hat sie vier Wochen Zeit. „Aber das reicht oft nicht, sie psychisch zu stabilisieren“, sagt Simon. Entscheidet sich die Frau für eine Aussage, wird sie ins Zeuginnenschutzprogramm aufgenommen, an einem geheimen Ort untergebracht und dort medizinisch, psychosozial und juristisch betreut. „Wir wollen prüfen lassen, inwieweit sie sich dabei mit anderen Prostituierten austauschen kann“, sagt Britta Ernst (SPD).

Während des Prozesses soll sich die Frau weiterbilden können, am Computer oder in Fremdsprachen, „damit sich nach der Rückkehr bessere Chancen hat“, sagt Simon. Denn daran wollen SPD, CDU und GAL nichts ändern: Wenn die Frau ihre Aussage gemacht, der Prozess vorbei ist, wird sie abgeschoben. Julia Koppke von der Regenbogen-Gruppe, die im Gleichstellungsausschuss kein Stimmrecht hat, nennt das Petitum „einen kurzen Schritt auf einem langen Weg“. san

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