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„Die Stadt Forst sollte dem Camp einen Platz geben“

Annetta Kahane vom Zentrum Demokratische Kultur sieht in dem Grenzcamp trotz Bedenken eine Möglichkeit zur positiven Auseinandersetzung

taz: Am Wochenende soll es an der polnischen Grenze ein flüchtlingspolitisches Camp geben. Die Stadt Forst weigert sich bisher, eine Fläche zu genehmigen. Was halten Sie davon?

Annetta Kahane: Heute soll es ein Gespräch beim Bürgermeister geben. Ich hoffe, dass man da zu einer vernünftigen Lösung kommt. Die Stadt sollte dem Camp eine Fläche zur Verfügung stellen. Wenn man sich mit dem Thema Flüchtlinge auseinander setzen will, muss man das tun. Nun gibt es natürlich die Schwierigkeit, dass man nicht genau weiß, wer da kommt und wie konfrontativ das Camp vielleicht wird. Das ist in diesem konservativen Teil Brandenburgs ein ein Problem. Aber wenn wir das Problem mit der Fremdenfeindlichkeit nicht hätten, hätten wir auch kein Problem mit dem Camp.

Dennoch lehnen viele Brandenburger das Camp ab . . .

Die Leute vom Camp bringen naürlich nicht nur eitel Sonnenschein mit. Dass der Bürgermeister von Forst Probleme damit hat, ist verständlich. Man muss aber dafür sorgen, dass die ganze Auseinandersetzung in einer Diskussionskultur ausgetragen wird, in der man sich unterhalten kann. Dazu kann das Camp beitragen. Wichtig ist, dass im Vorfeld keine aggressive Stimmung entsteht – deshalb sollte sich die Stadt auf die Initiatoren hinbewegen. Obwohl es Befürchtungen gibt, dass da Leute kommen, die auch provozieren wollen. Aber ich glaube, dem überwiegenden Teil der Campteilnehmer geht es um das Thema Flüchtlinge und die EU-Außengrenzen. Das ist wichtig.

Ist das Camp sinnvoll für die Flüchtlingsarbeit vor Ort?

Ich würde ein solches Camp nicht machen, aber man muss auch die Teilnehmer verstehen. Das sind überwiegend junge Leute, die das Bedürfnis haben, sich gegenseitig und mit Flüchtlingen zu treffen. Ob die Art sinnvoll ist für die Flüchtlingsarbeit vor Ort, kann ich nicht beurteilen. Diesmal wollte man aber nicht die Fehler des letzten Camps wiederholen und hat verstärkt auf eine Verankerung vor Ort gesetzt.

War das erfolgreich?

Nicht so richtig. Die wenigen Initiativen vor Ort, die durch die Mühen der Ebene gehen und interkulturelle Arbeit zu machen, haben sicher Probleme damit, wenn 1.000 Campteilnehmer in so eine kleine Stadt wie Forst kommen. Das macht die Arbeit vor Ort sicher nicht einfacher.

In Ostbrandenburg herrscht nicht unbedingt eine ausländerfreundliche Stimmung. Müssen, wenn Initiativen vor Ort zu schwach sind, nicht Impulse von außen kommen?

Der Ansatz, dass man von außen Akzente setzen muss, wenn es von innen nicht klappt, ist richtig. Demokratie funktioniert ja nicht so, dass man einfach in den Nachbarort geht, wenn es in einem Ort Schwierigkeiten gibt. Ich würde aber keine Massenveranstaltungen machen. Dennoch sollten sich alle, die gegen Rechtsextremismus und für Flüchtlinge sind, mit solchen Veranstaltungen solidarisieren – auch wenn es nicht ihre Form ist. Wenn das nicht passiert, haben nur die Rechten etwas davon. INTERVIEW: RICHARD ROTHER

Annetta Kahane ist Geschäftsführerin des Zentrums für Demokratische Kultur in Berlin. Das Zentrum beobachtet seit Jahren die rechtsextremistische Szene und betreut interkulturell arbeitende Initiativen in den neuen Bundesländern

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