: Studenten gegen ihre Kirche
■ Katholische Hochschulgemeinde wehrt sich gegen Verkauf ihres Hauses
Die Katholische Studentengemeinde wehrt sich gegen Generalvikar Franz-Peter Spiza und seine Idee, die Hochschulgemeinde (KHG) aus ihrem Haus in der Rentzelstraße zu vertreiben. Weil der Jesuitenpater, der die Gemeinde betreut hat, von seinem Orden abberufen wurde, übernimmt nun ein Pater der Franziskaner die Arbeit. Der hat seinen Dienstsitz zwei Straßen weiter, im Franziskanerkolleg in der Sedanstraße, und dorthin soll auch die Hochschulgemeinde umziehen.
Ihr jetziges Haus im Hamburger Univiertel könnte dann verkauft werden und das Geld in den Kauf einer Schule in Neugraben fließen, befürchten die StudentInnen. Allerdings: Das Haus in der Rentzelstraße hat ein inzwischen aufgelöster Verein 1989 dem „Verband der römisch-katholischen Kirchengemeinden in der Freien und Hansestadt Hamburg“ geschenkt. Und zwar mit der Auflage, dass sich der Verband verpflichtet, das Gebäude zu unterhalten und „das Studentenzentrum in der Intention der katholischen Studentengemeinde weiterzuführen“.
Die StudentInnen fühlen sich darin von einem Rechtsgutachten Bonner Juristen bestätigt, wonach ein Verkauf Vertragsbruch wäre. Sie wollen weder mit den Gemeindeeinrichtungen noch mit den 15 Wohnheimzimmern in das mit etwa 180 Zimmern sehr viel größere Wohnheim in der Sedanstraße ziehen, „dort ist es sehr viel anonymer, wir sehen dort keine Zukunft für unsere Gemeinde“, sagt Johannes Broermann von der KHG.
Die Kirche tut so, als würden die Studenten Gras wachsen sehen, was noch nicht gesät ist. „Es ist noch nichts entschieden. Es gibt lediglich Überlegungen, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, das Haus für 15 Studenten weiter zu betreiben“, sagt Peter Laschinski, Sprecher des Erzbistums. Zumal im Wohnheim in der Sedanstraße Zimmer frei und außerdem Platz genug für die Gemeinde wäre. Obwohl noch nichts entschieden sein soll, „findet zur Zeit eine rechtliche Prüfung statt“, ob ein Verkauf dem Schenkungsvertrages entgegensteht oder nicht.
Bernhard Krummrey, Geschäftsführer des Verbandes, dem das Haus gehört, wiegelt ebenfalls ab: „Es gibt dazu noch keine Beschlüsse.“ Aber weil das Haus saniert werden müsste und wegen der neuen Personalsituation müsse etwas passieren.
Die Schule in Neugraben könne von einem eventuellen Erlös allerdings nicht bezahlt werden. „Daran ist absolut nicht gedacht.“ Überhaupt verweist er die Ängste der Studierenden in die Küche der Gerüchte.
Die Studierenden haben allerdings noch einen anderen Verdacht: Dass sie während des Kirchentages das Pressezentrum der kirchenkritischen Initiative „Wir sind Kirche“ beherbergt hatten, könnte die Entscheidung, ihr Haus aufzulösen, beschleunigt haben.
Sandra Wilsdorf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen