Fit for Profit

■ Fitness-Studios sind Wachstumsmärkte. Verband warnt allerdings vor überhöhten Erwartungen

Kein Ende des Wachstums in Sicht: In immer mehr Hamburger Stadtteilen entstehen riesige Fitness- und Funclubs. Große ausländische Unternehmensketten drängen jetzt auf den deutschen Fitnessmarkt, dem goldene Zukunftsprognosen bescheinigt werden. Und die einst belächelten ,Mucki-Buden' gelten mittlerweile als angesagte Freizeitclubs.

Seit Januar ist Ralf A. Mitglied des im Herbst 1999 eröffneten Fitnessclubs Healthland in Bahrenfeld. Über zwei Jahre läuft der Vertrag, mit dem er und seine Frau sich an das Freizeit- und Sportunternehmen gebunden haben. Monatlich zahlen sie einen Beitrag von 180 Mark, und Ralf erhofft sich durch die Mitgliedschaft im Club, „bis zum Jahresende zehn Kilo abzuspecken“.

Die Fitnesskette Healthland gehört zur südafrikanischen LeisureNet-Gruppe, die weltweit mehr als 120 Fitness- und Funclubs betreibt. In Hamburg baut das Unternehmen derzeit in Harburg und Langenhorn an zwei weiteren Fitnesstempeln, neben dem bereits bestehenden Healthland-Club in Bahrenfeld. Ein Vorverkaufsbüro hat Healthland in Harburg bereits vor mehreren Monaten eröffnet. Samir Vincevic ist dort der Club-Manager. Auch er ist der Meinung, dass der Fitnessbranche in Deutschland eine rosige Wachstumsentwicklung bevorsteht. „Da steckt eine Riesenerwartung dahinter“, so Vincevic auf die Frage, warum Healthland noch vier weitere Clubs in Hamburg errichten wolle. Die Zielgruppe von Healthland reiche von „16 bis 60, wenn nicht bis 75 Jahren“, eben für alle gesundheitsbewussten Hamburger, die sich entschieden hätten, „etwas für ihren Körper tun zu wollen“, meint Vincevic. Die Konkurrenz zur noblen Hamburger Fitness-Kette Meridian beunruhigt den Healthland-Geschäftsführer wenig. Das Healthland-Publikum bestehe in erster Linie aus Leuten, „die wirklich Sport treiben möchten“ und die sich nicht erst fragen wollen „was zieh ich heute an“, sagt Samir Vincevic.

Im letzten Jahr verzeichnete die Fitnessbranche in Deutschland einen Umsatz von fünf Milliarden Mark. Viereinhalb Millionen Deutsche waren 1999 in Clubs organisiert, das sind etwa 5,3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Expertenprognosen zufolge sollen sich diese Zahlen innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln.

Diese Prognose kommentiert die Präsidentin des Deutschen Sportstudio Verbandes (DSSV), Birgit Schwarze, hingegen als „Milchmädchenrechnung“. Man vergesse, dass es in Deutschland immer noch eine stark ausgeprägte Vereinskultur gebe, sagt Schwarze. Sie hält die zurzeit in der Branche kursierenden Wachstumsprognosen als für zu hoch gegriffen.

Die dreieinhalb Kilo, die sich Ralf A. in den ersten Wochen nach seinem Eintritt bei Healthland bereits von den Rippen geschwitzt hatte, sind mittlerweile wieder drauf. Er habe in letzter Zeit „einfach zu viel um die Ohren“ gehabt, um regelmäßig im Club zu trainieren. Aber das soll jetzt anders werden. Er und seine Frau haben einen festen Tag in der Woche ausgewählt, an dem das Clubangebot genutzt werden soll. Die Bahrenfelder Healthland-Betreiber wird die Abwesenheit von Ralf A. in den letzten Monaten kaum gekränkt haben, ist ihnen doch sein monatlicher Clubbeitrag für die nächsten achtzehn Monate sicher. Falls es bis dahin mit der Gewichtsreduzierung geklappt haben sollte, will Ralf A. „auf jeden Fall weitermachen“

. Darren Klingbeil