Jenseits von Eden

■ Gedenken an den König von Deutschland: Heute wird im nordfriesischen Stadum das Rio-Reiser-Haus eröffnet

Das ist unser Haus, ihr kriegt uns hier nicht raus. Dies war sein Haus, hier wohnte eine Legende: Fresenhagen, Nordfriesland. Ein Bauernhof nur – aber für manche der bekannteste der Republik. Rio Reiser und seine Band „Ton Steine Scherben“ haben ihn sich irgendwann in den 70ern ausgesucht, zum Leben, zum Musik machen, zum Politisieren. Für die Fans gehört er natürlich längst zum Rio-Reiser-Mythos-Inventar, legendär eben, und Legenden werden Gedenkstätten errichtet. An diesem Wochenende eröffnet in Stadum, dem Fresenhagener Nachbarort, das Rio-Reiser-Haus.

Ich sitz da oben auf meiner Wolke. Seit vier Jahren. Rio Reiser starb 1996 mit 45 Jahren, ein früher Tod, das passt, auch immer beliebter Stoff für Legenden. Davor liegen 25 Jahre, in denen Rio Reiser, der eigentlich Ralph Möbius hieß, nicht nur Musik machte, sondern auch geradezu kultisch verehrt wurde.

Ton Steine Scherben – das war der Sound zum Haschrebellentum, das war die Spaßguerilla, das war der Rhythmus für die, die die Nase voll hatten von VW Käfer, Robert Lembke, Clementine und jeden Morgen um sechs Uhr ans Fließband. Ton Steine Scherben schrieben die Songs zum Lebensgefühl: Sklaventreiber, hast du Arbeit für mich. Ich will nicht werden, was mein Alter ist. Der Traum ist aus. Und na, klar: Macht kaputt, was euch kaputt macht.

Danach hatten sie ihren Ruf weg, Projekte wie die vierte Scherben LP mit Text-und Klangexperimenten nahm die Gemeinde eher irritiert zur Kenntnis. Und die Solo-Karriere Rio Reisers in den 80ern und frühen 90ern hat sie nie richtig akzeptiert. Bis dahin hatten die Scherben ohnehin so viele Schulden angehäuft, dass sie zermürbt 1984 auseinander gingen.

Nach Reisers Tod gibt es nicht nur furchtbare Versuche, sein Liedgut neu aufzulegen (Echt: Junimond!), sondern auch kleinliche Streitigkeiten um seinen Nachlass zwischen alten Bandmitgliedern und Verwandten. Wer darf wirklich an Rio erinnern, wer sind die wahren Gralshüter? Auch das gehört zur Legende dazu. Peter Ahrens

Eröffnungsabend heute ab 18 Uhr mit Auftritten mehrerer Bands, Vorführungen und Lesungen. Außerdem wird die Dokumentation „Ich bieg dir einen Regenbogen“ gezeigt.