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„Es wird schwer, eine Lösung zu finden“

Der Jurastudent Mehmet Özbek (21), dessen deutsch-türkische Familie in Mahlow mehrmals beleidigt wurde, soll Ausländerbeauftragter werden. Zu einem Treffen mit der Bahnhofsclique und Eltern wurde er aber nicht eingeladen

 taz: Du bist vor zwei Jahren mit deinen Eltern und Geschwistern von Kreuzberg nach Mahlow gezogen. Seitdem seid ihr immer wieder angepöbelt und beleidigt worden. Als ihr das publik gemacht habt, hat euch die Gemeinde vorgeworfen, die Vorfälle einseitig darzustellen. Jetzt sollst du Ausländerbeauftragter von Mahlow werden. Wie kam es dazu?

Mehmet Özbek: Vergangenen Sonntag kam der Amtsdirektor von Mahlow vorbei und schlug das vor. Um was zu bewirken, wie er sagte.

Hast du sofort zugesagt?

Ja, sofort. Ich weiß ja durch unsere eigenen Erfahrungen, wie die Ausländer hier zu leiden haben. Vielleicht kann ich etwas bewirken, wenn ich mit anderen darüber rede, ob die die gleichen Probleme haben.

Am Donnerstag fand auf Wunsch von Jugendlichen vom Bahnhofsvorplatz – mit kurz rasierten Haaren, Lonsdale-T-Shirts und Bomberjacken – und Eltern ein Treffen mit dem amtierenden Bürgermeister statt. Dieser sagte, dass die Jugendlichen „vernünftige junge Leute“ seien, „die in die rechte Ecke gestellt werden“. Du wurdest aber nicht eingeladen.

Das ist schon merkwürdig. Wäre ich eingeladen worden, hätte ich gesagt, dass das Quatsch ist. Auf der Versammlung wurde auch behauptet, dass wir Drogendealer seien und die Nazimädchen anmachen würden. Und weil wir nicht da waren, konnten wir uns dazu nicht äußern.

Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen für deinen Job.

Nein, das ist voll nach hinten losgegangen. Ich will es aber trotzdem machen. Dann kann ich wenigstens zu Wort kommen.

Was willst du machen?

Es wird sehr schwer sein, eine Lösung zu finden. Das ist ja das Problem. Vergangene Woche hat uns ein Vertreter vom Mobilen Beratungsteam Brandenburg besucht und einige Vorschläge gemacht: An der Oberschule in Mahlow, wo es viele Rechte gibt, sollen bestimmte Sachen, die man mit Rechten verbindet, verboten werden; Lehrer sollen dem energisch entgegentreten; mit den Jugendlichen am Bahnhof soll diskutiert werden. Er hat uns eine Broschüre gegeben mit einer „Programmfeldanalyse“. Daraus geht eindeutig hervor, dass es in Mahlow immer noch ein großes Problem mit Rechten gibt.

Willst du mit den Jugendlichen reden?

Ich habe mit mehreren Sozialarbeitern gesprochen. Die meisten sagen, dass man mit einem Großteil nicht reden kann, dass das nichts nützt.

Und was willst du dann machen?

Ich werde mit der Ausländerbeauftragten von Teltow-Fläming Ende August nach Potsdam zu einer Tagung aller Ausländerbeauftragten des Landkreises fahren. Dort werde ich mich vorstellen und erfahren, was mein Aufgabengebiet ist.

INTERVIEW: BARBARA BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA

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