: Microsoft verklagt
Kunden in den USA fordern Schadenersatz, weil der Software-Konzern sein Monopol ausgenutzt haben soll
BERLIN/SAN FRANCISCO taz/ap/rtr Ein kalifornisches Gericht hat am Dienstag die erste Sammelklage von Verbrauchern gegen den US-Software-Konzern Microsoft zugelassen. Der Fall vereinige eine große Anzahl privater Kläger, teilte der zuständige Richter Stuart Pollak am Dienstagabend in San Francisco mit. Die Kläger werfen dem Konzern vor, auf Grund einer Monopolstellung seine Produkte zu überhöhten Preisen verkauft zu haben. Landesweit sind Dutzende ähnlicher Klagen anhängig. Gerichte in anderen US-Staaten hatten ähnliche Sammelklagen gegen Microsoft aus formalen Gründen abgelehnt.
„Ausgehend vom kalifornischen Recht, war dieser Entscheid nicht unerwartet“, sagte Microsoft-Sprecher Jim Cullinan. „Das ist nur der erste Schritt in einem sehr langen Prozess.“ Wann der Prozess in Kalifornien beginnen soll, steht noch nicht fest.
Die Kläger berufen sich auf das Urteil im Kartellprozess gegen das Software-Unternehmen. Microsoft war im April für schuldig befunden worden, seine dominierende Stellung auf dem Markt für PC-Betriebssysteme zum Schaden seiner Konkurrenten missbraucht zu haben. Microsoft hatte Pollak Anfang August aufgefordert, die Sammelklage nicht zuzulassen, weil es nahezu unmöglich sei, den entstandenen Schaden zu beziffern. Ein Anwalt des Unternehmens argumentierte, die Firma vertreibe ihre Produkte an tausende von Händlern, die sie zu unterschiedlichen Preisen weiterverkaufen würden. Wenn es ein Monopol gegeben habe, dann hätten die Kunden in vielen Fällen davon profitiert und nicht Schaden genommen. Auch Konzern-Sprecher Cullinan ist überzeugt, dass der angestrengte Prozess letztlich nur beweisen werde, dass der Konzern durch seine Größe und Reichweite verbraucherfreundlich sei.
Im kommenden Monat bringt Microsoft in den USA sein neues Betriebssystem auf den Markt. Es heißt ME für Millenium Edition und soll mit Video- und Musik-software auf den privaten Konsumenten zugeschnitten sein.
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