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Unermüdlich beim Reden

Im Zentrum des UN-Gipfels stehen die Gespräche um einen Durchbruch im Nahost-Friedensprozess

aus Washington PETER TAUTFEST

Am Rande des als Millenniumsgipfel gefeierten Rendezvous von mehr als 150 Staats- und Regierungschefs am Sitz der UNO in New York gingen die intensiven Bemühungen um eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts gestern weiter. Am Mittwoch traf sich Präsident Bill Clinton sowohl mit Palästinenserpräsident Yassir Arafat als auch mit Israels Regierungschef Ehud Barak zu getrennten Gesprächen. Von Fortschritten wurde nicht berichtet. Hauptstreitpunkt ist nach wie vor der künftige Status von Jerusalem. Die Friedensbemühungen stehen unter dem Druck der von Arafat für den 13. September angekündigten Ausrufung eines palästinensischen Staates. Barak bat in seiner Rede vor der UNO darum, diesen Schritt Arafats nicht zu unterstützen. Clinton erklärte, dass in der Politik wie bei allen Dingen im Leben Chancen verpasst werden können. Aus PLO-Kreisen hieß es, dass die Ausrufung eines unabhängigen Palästina auch um ein oder zwei Monate verschoben werden könnte. Kommentatoren sind der Ansicht, dass die einseitige Proklamation eines palästinensischen Staates ohne eine Verständigung mit Israel der palästinensischen Sache nicht nütze.

In die Anstrengungen zur Überbrückung der Differenzen hat sich auch Bundeskanzler Gerhard Schröder eingeschaltet. Nach seinem Gespräch mit Ehud Barak am Mittwoch wollte er sich gestern mit Yassir Arafat treffen. Nach Schröders Auffassung sind die Probleme jetzt vor allem psychologischer Art. Bei deren Überwindung könne er vielleicht helfen, sagte der Kanzler.

Schröder wurde gestern am Rande der UNO Mammutkonferenz als „Weltstaatsmann des Jahres“ geehrt. Die Laudatio hielt niemand Geringeres als Henry Kissinger. Verliehen wird der Preis von der Organisation „Appell des Gewissens“, die sich für das Zusammenleben der Religionen einsetzt. Gewürdigt werden Schröders Bemühungen um die Stärkung der Demokratie. In der amerikanischen Presse fand Schröders Auszeichnung allerdings keinen Niederschlag.

Der gestrige Tag in New York stand ganz im Zeichen einer Konferenz der 15 Mitglieder des Sicherheitsrats, die über Frieden und Sicherheit im 21. Jahrhundert beraten wollten. Dabei ging es auch um die Finanzierung von Blauhelmeinsätzen. Deutschland ist nicht Mitglied dieses Gremiums. Auf seiner Rede am Mittwoch hatte Schröder erklärt, dass Deutschland bereit sei, einen Sitz im Sicherheitsrat zu übernehmen. Die Millenniumskonferenz der UNO will eine Agenda für das neue Jahrhundert schreiben. Als wichtigste Ziele werden von den Staatsmännern die Abschaffung der Armut sowie die Wahrung des Friedens und die vorbeugende Ausräumung von Konflikten genannt.

Jeder Staatsmann hat exakt fünf Minuten Redezeit. „Wenn die UNO sich wieder trifft, um wieder ein neues Jahrhundert einzuläuten, werden dann auch die Malediven und tiefer liegende Nationen hier sein?“, fragte Maumoon Abdul Gayoom, Präsident der Malediven, in Anspielung auf den Treibhauseffekt und den steigenden Meeresspiegel. „Meine Redezeit ist um, ich bete, dass die Zeit für mein Land nicht auch um ist.“

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