piwik no script img

Reichstagsbrand verhindert

22-Jähriger wollte benzingetränktes Auto am Portal des Parlamentsgebäudes anzünden. Wachmann konnte ihn stoppen. Der Täter hatte offenbar private Probleme

In letzter Minute ist ein Brandanschlag auf den Reichstag in Berlin verhindert worden. Ein 22-Jähriger fuhr am Montagabend gegen die gepanzerte Eingangsglaswand am Osteingang des Gebäudes. Dort versuchte er, seinen Wagen mit einer Leuchtpistole in Brand zu setzen. Ein Wachmann konnte den Mann aber überwältigen, teilte die Bundestagsverwaltung gestern mit. Der 22-Jährige wurde von einem Polizisten festgenommen und anschließend in ein Krankenhaus gebracht. Bei der Untersuchung des Wagens stellte sich heraus, dass im Inneren Benzin ausgeschüttet gewesen war und sich im Fahrzeug zudem noch ein voller Benzinkanister befand.

Die Verwaltung kündigte umgehend an, die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. „Man wird sicher die Frage stellen, ob Sicherheitsvorkehrungen notwendig sind, die so etwas verhindern“, sagte gestern ein Bundestagssprecher auf Anfrage.

Der 22-Jährige sollte noch gestern einem Untersuchungsrichter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden, sagte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.

Politische Hintergründe schieden als Motiv für die Tat aus, sagte der Sprecher des Bundestages. Der Fahrer habe in ersten Vernehmungen persönliche und private Gründe für sein Handeln angegeben. Zum Geisteszustand des Mannes wollte der Sprecher sich nicht äußern. Er sagte aber, der Mann sei in ein Krankenhaus aufgenommen worden, obwohl er sich bei der Fahrt gegen das Portal keine Verletzungen zugezogen habe.

Am Reichstagsportal traten den Worten des Sprechers zufolge keine Schäden auf. Das Sicherheitsglas hatte der Wucht des Aufpralls standgehalten. Der Wagen des Mannes war von dem Panzerglas im Eingangsbereich des Parlamentsgebäudes gestoppt worden. Der Osteingang des Gebäudes ist Abgeordneten, Mitarbeitern der Verwaltung und Journalisten vorbehalten. Besucher gelangen in der Regel nur über den Westeingang, wo sich das Hauptportal befindet, in das Reichstagsgebäude. Dort müssen sie ihre Taschen auf einer Röntgenstrecke kontrollieren lassen. Wie der Osteingang des Gebäudes sind auch die drei weiteren Eingänge des Reichstags mit Panzerglas gesichert.

Bereits im März dieses Jahres war es an dem Sitz des Bundestages zu einem Zwischenfall gekommen. Damals übergoss sich ein 29 Jahre alter Türke auf den Stufen der Westseite des Gebäudes mit Benzin und zündete sich an. Er starb an seinen schweren Verletzungen. DPA/RTR

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen