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Berlin lässt Prager weinen

Für den Polizeieinsatz rund um die Tagung von Weltbank und Währungsfonds in Prag liefert die Berliner Polizei Tränengaspistolen. Zwei Berliner Beamte weisen ihre tschechischen Kollegen ein

von PLUTONIA PLARRE

Ganz egal, was in den nächsten Tagen in Prag am Rande der Tagung von Weltbank und Internationalem Währungsfond passieren wird: Berlin ist immer mit dabei. Unter den erwarteten 20.000 Globalisierungsgegnern werden viele Berliner sein. Mögliche Krawalle wird die tschechische Polizei mit Tränengas niederkämpfen, das aus Pistolen der Berliner Polizei abgeschossen wird. Und sollte es dabei zu ungemütlich werden, wollen die G-7-Finanzminister und Notenbankchefs, die sich traditionell am Rande der IWF-Tagung treffen, ihr Meeting notfalls nach Berlin verlagern.

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hat dem tschechischen Innenminister Stanislav Gross am Dienstag die Zusage gegeben, die tschechische Polizei mit 20 Tränengaswaffen auszurüsten. Nach Informationen der taz sind die so genannten Mehrzweckwaffen aus Beständen der Berliner Polizei gestern nach Prag entsandt worden. Mit auf die Reise gingen zwei Berliner Beamte, die ihre tschechischen Kollegen in die Bedienung der Geräte einweisen sollen.

Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Rainer Lingenthal, wollte auf Nachfrage aber lediglich bestätigen, dass die Bundesrepublik 20 Tränengaspistolen nach Prag schicken werde. Mit der Berliner Polizei habe es in dieser Angelegenheit keine Gespräche gegeben. Und Berater, geschweige denn Ausbilder würden auch nicht nach Prag entsendet. Die tschechische Polizei, so Lingenthal, brauche keine Einweisung. Der Grund: „Tränengas ist aus Sicht der Polizei ein Uralteinsatzmittel.“

Die Tschechen sind da wesentlich offener. Nach Angaben der Prager Polizeisprecherin Ivana Zelenáková haben die tschechischen Sicherheitsbehörden mehr als 30 Länder um ideelle und technische Unterstützung zur Bewältigung des Großeinsatzes rund um die Tagung gebeten. Mit den Amerikanern habe man sich intensiv über ihre Erfahrungen in Seattle ausgetauscht. Dort hatte es letztes Jahr bei der Tagung der Welthandelsorganisation (WTO) gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben. „Die Deutschen haben wir um Geräte zum Abschießen von Tränengasgranaten und ein entsprechendes Training unserer Polizisten gebeten“, sagte Zelenáková.

Die Anfrage der Tschechen hat die deutschen Sicherheitsbehörden weitaus mehr beschäftigt, als Schilys Sprecher zugeben will. Ein hoher Berliner Polizeibeamter, der Leiter der Direktion 7, Michael Knape, ist vor einigen Wochen nach Prag geschickt worden, um eine mögliche Unterstützung auszuloten. Der Berliner Innensenatssprecher, Stefan Paris, hat kein Problem, dies zu bestätigen: Knape sei „ein Fuchs“, was die Bewältigung von polizeilichen Großlagen angehe.

In Berliner Polizeikreisen ist man nicht sonderlich glücklich über die Lieferung von Tränengas nach Tschechien. „Man denkt sofort an 1938/39 und 1968“, heißt es. 1938/39 wurde Tschechien in zwei Schritten annektiert. 1968 hat die die Nationale Volksarmee der DDR die Waffen für die Niederschlagung des Prager Frühlings angeliefert.

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