berliner szenen: Unterwegs mit der BVG
Monikas Idee
Die BVG ist ein kompliziertes ökonomisches System. Unterhalb der Oberfläche aus Tarifzonen und Fahrpreisen liegt eine weitgehend unerforschte Schattenwirtschaft, zu deren Personal die Verkäufer von Obdachlosenzeitungen, die Bettler und zahlreiche Musiker gehören. Wer sich diesem Zusammenhang nicht verweigern möchte – also „grundsätzlich nichts gibt“ –, muss sich eine Strategie überlegen, mit der er den zahlreichen Angeboten begegnet.
Die interessanteste Antwort auf diese halb moralische, halb ökonomische Frage hatte Monika gefunden. Monika beschloss eines Tages, den südamerikanischen Musiker, der in der U 1 traurige Lieder singt, systematisch zu unterstützen. Wenn sie ihn auf dem Weg zur Universität treffen sollte, würde sie ihm jedes Mal ihr ganzes Münzgeld geben: egal, ob es ein paar Pfennige oder mehrere Fünf-Mark-Stücke seien.
Das ist eine Weile her. Monika hat inzwischen ihr Studium abgeschlossen, sie lebt in Chicago, ist verheiratet und hat ein Kind. Ihre Idee allerdings hat ein Berliner Nachleben. Immer wenn ich meine beiden Lieblingsmusiker treffe – ein Pärchen, das ebenfalls in der U 1 unterwegs ist und an Regentagen Velvet Underground singt –, denke ich, dass ich Monika wieder einmal schreiben müsste. Mein schlechtes Gewissen deswegen ist so groß, dass die beiden jedes Mal viel Geld von mir bekommen. Sie bedanken sich dann sehr freundlich. men
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