: Forschung interessant vermarktet
■ Techno-Zentrum Informatik hilft bei Hightech-Gründungen
Josef Hattig wirkte irgendwie fehl am Platz, als sich gestern vier Jungunternehmen aus dem Informatik-Bereich der Bremer Uni öffentlich präsentierten. Die Geschäftsführer der „Start-ups“ mit Namen wie „Engenion“, „I Sense It“ oder „Akziv“ sind allesamt um die 35 Jahre jung und sprechen eine Sprache, die Bremens christsozialer Wirtschaftssenator im besten Pensionsalter ganz offensichtlich nicht versteht. Allgemeinplätze nach dem Muster „Unternehmer kann man nicht züchten“ oder „es war ein langer Weg, bis unsere Universität die Visitenkarte wurde, die sie heute für die Stadt ist“ waren denn auch der einzige gemeinsame Nenner, auf den sich die ungleichen Referenten der Pressekonferenz verständigen konnten.
Dabei haben die Ausgründungen des „Technologie-Zentrums Informatik“ (TZI) durchaus interessante Ideen und Produkte zu bieten. „Akziv“ zum Beispiel hat sich auf „Software-Ergonomie“ spezialisiert und berät Unternehmen bei der Erstellung von elektronischen Dienstleistungen, die menschliche Schwächen berücksichtigen. „I Sense It“ verkauft und wartet Computerprogramme zur Genanalyse, mit denen zum Beispiel Krankheitserreger schon in geringsten Mengen in Lebensmitteln oder Körpergewebe nachgewiesen werden können. Alle Ausgründungen zusammen beschäftigen inzwischen rund 30 Mitarbeiter, die Hälfte davon sind Miteigentümer der Jungunternehmen. „Ohne das Angebot von Beteiligungsmodellen bekommen Sie heute doch gar keine qualifizierten Informatiker mehr“, erklärte Christoph Ranze, Geschäftsführer von „Engenion“.
Mit rund fünf Millionen Mark hat das Land Bremen in den letzten fünf Jahren den Aufbau des TZI gefördert, weitere 20 Millionen Mark haben die Informatiker anderswo eingeworben. Mehr als 100 wissenschaftliche MitarbeiterInnen und zehn Uni-ProfessorInnen arbeiten inzwischen in dem modernen Bürogebäude an der Universitätsallee. „Ein Erfolg, der außerhalb Bremens neidisch beobachtet wird“, sagte Uni-Rektor Jürgen Timm. Während andere Hochschulen noch versuchten, Forschungsergebnisse zentral zu vermarkten, habe Bremen sich schon früh entschieden, Forschung von Anfang an „möglichst anwendungsorientiert“ zu betreiben und WissenschaftlerInnen dabei zu unterstützen, mit ihren Forschungsergebnissen Unternehmen zu gründen.
Nicht immer findet die Uni dabei Unterstützung des Senats. So konnte sich Rektor Timm nicht mit dem Plan durchsetzen, eine universitätseigene Verwertungsgesellschaft zur Unterstützung von Patentanmeldungen zu gründen. Stattdessen wird nun eine GmbH auf Landesebene gegründet – unter dem Dach der Bremer Investitionsgesellschaft. Welchen Vorteil das haben sollte, konnte Wirtschaftssenator Hattig gestern nicht erklären. Ase
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