Antifas wollen lieber draußen bleiben

Linke Gruppen und Initiativen planen am 9. November gesonderte Kundgebungen gegen rechte Gewalt

Antifaschistische und antirassistische Gruppen und Initiativen werden sich an der Großdemonstration „Wir stehen für Menschlichkeit und Toleranz“ am 9. November nicht beteiligen. Stattdessen planen die örtlichen Antifa-Organisationen gesonderte Protestkundgebungen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Die PDS sowie der Verband der Verfolgten des Nazi-Regimes (VVN) unterstützen zwar den parteiübergreifenden Aufruf zur Großdemonstration. Zahlreiche Mitglieder der PDS aber wollen angesichts der CDU-Teilnahme dem Aufmarsch fernbleiben. Der VVN ruft außerdem zu Gedenkveranstaltungen zum 62. Jahrestag der Pogromnacht 1938 auf, in der Synagogen von der SA geschändet wurden, so deren Sprecher.

Nach Ansicht von Mitarbeitern der „Antirassistischen Initiative e. V.“ bedeute die Großdemonstration kein Signal zum Ende der Gewalt gegen ausländische Bürger in der Bundesrepublik. Die artikulierte „Empörung“ und die demonstrativ zur Schau getragene Zivilcourage ständen im Widerspruch zum „alltäglichen Rassismus“ und zu den „schlechten Bedingungen“, unter den hier Flüchtliche leben müssten, sagte eine Mitarbeiterin Initiative zur taz. Den demonstrierenden Politikern, Kirchen und Verbänden warf sie „Scheinheiligkeit“ vor, da in der Realität die „Menschenrechte der Ausländer missachtet werden“.

Welche Gegenaktivitäten am 9. 11. geplant sind, will die Initiative – ebenso wie die „Aktion Notein4gang“ – erst in dieser Woche vorstellen. Das „Aktionsbündnis 3“ oder die „Antifa-Spandau“ dagegen werden sich an der Demonstration der „Antifaschistischen Initiative Moabit“ (AIM) in Moabit beteiligen. Der „Selbstbeweihräucherung und Heuchelei der Politiker zum Thema rechter Gewalt“, so Ralf Fischer vom Aktionsbündnis, wollten die Antifas „mit einem breiten Bündnis gegen Rechtsextremismus“ und Antisemitismus begegnen. Diesem könnten sich auch linke Grüne oder PDSler anschließen, so Fischer.

Die traditionelle AIM-Demonstration am 9. November startet um 17 Uhr an der Putlitzbrücke und endet am Mahnmal für die ermordeten Juden an der Levetzowstraße. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich mehrere hundert Antifa-Demonstranten an dem Aufzug beteiligt und gegen Neofaschismus und Rechtsextremismus aufgerufen.

ROLA