: Große Koalition gegen Multikulti
Die Schwierigkeiten der Grünen mit dem Begriff der „multikulturellen Gesellschaft“ erfreuen andere Parteien
Berlin taz ■ Die Debatte bei den Grünen über den Begriff der „multikulturellen Gesellschaft“ stößt auf Zustimmung bei CDU und SPD. „Wenn die Grünen nicht mehr von ,multikultureller Gesellschaft‘ sprechen, ist das ein erster Schritt zur Besserung“, sagte der CDU/CSU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach. Auch SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz ist angetan: „Die Grünen scheinen begriffen zu haben, dass das Wort ,multikulturelle Gesellschaft‘ von großen Gruppen als Provokation empfunden wird.“
Die grüne Parteichefin Renate Künast (“der Begriff Multikulti greift zu kurz“) sagte im Interview mit der taz, es sei notwendig, „auf die Ängste und Sorgen in der Bevölkerung einzugehen.“ Darum habe sich die Linke jahrelang nicht ausreichend bemüht. Künast sieht derzeit eine „Gestaltungschance“ beim Thema Einwanderungspolitik für die Grünen. „Wir sollten sie nutzen, damit sich nicht andere durchsetzen“. Der Begriff Multikulti, so Künast, stehe für eine durchaus gewollte Vielfalt der kulturellen Ausprägung. Die Frage nach den inhaltlichen Kriterien der Einwanderungspolitik lasse sich damit jedoch nicht beantworten.
Nach Bundesgeschäftsführer Reinhard Bütikofer (“Die Multikulti-Beliebigkeit war falsch“) meldete sich gestern auch Cem Özdemir, innenpolitischer Sprecher der Grünen, zu Wort. Er verwende „den Begriff Multikulti nicht, weil er häufig missverstanden wird“, so Özdemir. Die „damit verbundenen Ziele“ wolle er aber „nicht aufgeben“.
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