: Verhandlungen unter Beschuss
Fatah-Kommandant stirbt bei israelischem Hubschrauberangriff auf Zivilfahrzeug. UN-Menschenrechtskommissarin Robinson will in Nahost Ursachen der Gewalt erkunden
JERUSALEM taz ■ Wenige Stunden vor dem Treffen zwischen Palästinenserpräsident Jassir Arafat und US-Präsident Bill Clinton forderten Auseinandersetzungen in den Palästinensergebieten neue Opfer. In Beit Sachur bei Bethlehem kam beim Angriff eines israelischen Kampfhubschraubers auf ein Zivilfahrzeug ein Führungsmitglied der palästinensischen Tansim-Miliz ums Leben, auch zwei Passantinnen starben. 13 weitere Personen wurden schwer verletzt. Den Raketenangriff auf das Auto von Hussein Abajad begründeten israelische Militärs damit, dass die Insassen des Fahrzeuges bewaffnet gewesen seien und auf israelischen Fahndungslisten gestanden hätten.
Ein führender Tansim-Aktivist kündigte in einem Gespräch mit dem israelischen Hörfunk „scharfe Reaktionen“ vonseiten der Palästinenser an. Bislang hatten sich israelische Raketenangriffe nur gegen militärische Einrichtungen gerichtet. Im Westjordanland kam es auch gestern wieder zu schweren Auseinandersetzungen, im Gaza-Streifen nahe Chan Junis wurde ein Steine werfender 14-jähriger Palästinenser erschossen.
Palästinenserpräsident Arafat will sich bei seinen Gesprächen in Washington erneut für eine UN-Schutztruppe in den Autonomiegebieten einsetzen. Nach Angaben aus diplomatischen Kreisen dürfte dies ohne die Zustimmung Israels, das den Plan strikt ablehnt, allerdings keine Mehrheit im UN-Sicherheitsrat finden.
Im Auftrag der UN-Menschenrechtskommission, die in einer Sondersitzung das israelische Vorgehen in den Autonomiegebieten scharf verurteilt hatte, soll die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Mary Robinson, auf einer mehrtägigen Nahostreise in Gesprächen mit Politikern und Sicherheitskräften die Gründe für die jüngste Gewaltwelle untersuchen. Zum Auftakt ihrer Mission in Jerusalem kam es zu einem Eklat, als sich Robinson weigerte, mit Oppositionsführer Ariel Scharon und dem rechtskonservativen Bürgermeister von Jerusalem, Ehud Olmert, zusammenzukommen. Außenminister Schlomo Ben-Ami sagte daraufhin ein vereinbartes Treffen ab. Zuvor hatte die palästinensische Seite damit gedroht, Gespräche zu verweigern, falls Robinson die beiden Likud-Politiker treffen würde. SUSANNE KNAUL
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