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Perus langweiliger Held

Perus neuer Präsident Valentin Paniagua – ein Fossil früherer Zeiten, als Politiker anständig waren

von INGO MALCHER

Valentin Paniagua ist der Prototyp dessen, was Alberto Fujimori stets den „traditionellen Politiker“ nannte. Seine Partei, die traditionsreiche rechte Acción Popular (AP), bekam bei den Parlamentswahlen im April gerade einmal ein Prozent der Stimmen, er war einer von drei Abgeordneten seiner Partei. Ironischerweise ist es jetzt ausgerechnet ein alter Politikveteran, der Fujimori als Präsident von Peru folgt.

Geboren 1936 in der historischen Stadt Cuzco, östlich von Lima gelegen, spricht Paniagua fließend Quechua und war mit 27 Jahren bereits zum ersten Mal Abgeordneter der Christdemokraten. Unter Präsident Fernando Belaúnde war der Arbeits- und Verfassungsrechtler Paniagua von 1965 bis 1968 Justizminister. Als seine christdemokratische Partei 1969 den Putsch linker Militärs gegen Belaúnde unterstützte, verließ er die Partei. Während der zweiten Präsidentschaft Belaúndes wurde Paniagua wieder für kurze Zeit in die Regierung berufen, diesmal als Erziehungsminister von 1982 bis 1983. Bis 1985 blieb Paniagua Kongressabgeordneter, dann ließ er sich nicht mehr aufstellen und widmete sich seiner Universitätskarriere – er ist Professor für Rechtswissenschaft in der Hauptstadt Lima. Von der Politik konnte er in dieser Zeit nicht lassen. Er ist Mitbegründer des Oppositionsbündnisses „Demokratisches Forum“, das Fujimori-Gegner von linken Kommunisten bis hin zu Unternehmern vereinte. Als Jurist übernahm er 1997 die Verteidigung eines von drei Verfassungsrichtern, die ihres Amtes enthoben wurden, weil sie der Ansicht waren, eine dritte Amtszeit Fujimoris würde gegen die peruanische Verfassung verstoßen, die nur zwei Amtszeiten vorsieht.

Als die von Belaúnde gegründete AP bei den Wahlen 2000 fast unterging, zog Paniagua für sie in den Kongress ein. Er hat den Ruf des Saubermanns in der Politik, nie wurde er der Korruption oder der Veruntreuung von Geldern bezichtigt. Eine Zeitung in Lima nannte ihn „eine aussterbende Politikerart“. Als mehrere Abgeordnete aus Fujimoris Fraktion vergangene Woche eine unabhängige Abgeordnetengruppe bildeten, verlor die Regierung ihre Mehrheit, und der Opposition gelang es in einem Schachzug, Paniagua zum Kongresspräsidenten zu wählen.

Jetzt könnte er der Mann sein, der das Land nach zehn Jahren Autoritarismus in eine neue Ära führt. Aber Paniagua ist keiner, der packend reden kann. Sein akademischer Duktus und seine langsame, überlegte Sprechweise sorgen eher dafür, dass seinen Zuhörern langweilig wird.

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