: editorial
Bildungsoffensive
„Unser Bildungssystem hinkt gnadenlos hinterher“, urteilt Hans-Olaf Henkel über die deutschen Schulen und Hochschulen. Und er meint zu wissen, warum: weil die 68er in die Schulen die Gleichheit getragen haben – und zwar „Gleichheit auf niedrigem Niveau“. Nicht alle werden diese Begründung des zum Jahresende aus seinem Amt scheidenden BDI-Chef teilen. An seiner Diagnose aber zweifeln weder Betroffene noch Experten.
Das Bildungswesen, zu Kaisers und Brandts Zeiten der Deutschen liebstes Kind, steht heute schwer in der Kritik: Eltern und Schüler beklagen Schulausfall, schlecht bis miserabel ausgestattete Gebäude und entnervte Lehrer. Erst vor wenigen Tagen hat eine internationale Vergleichsstudie Didaktik und Leistungsfähigkeit der Schulen schlecht benotet: Der Unterricht in Mathe und Physik sei „bemerkenswert variationsarm“, die deutschen Schüler landeten im unteren Mittelfeld der internationalen Stichprobe.
Die taz will diesen Befund in einer „Bildungsoffensive“ mit Gesprächspartnern diskutieren. Eine lose Folge von Beiträgen soll ab heute fragen, wie Bildung, Schulen und Hochschulen sein sollen. Wir fragen Joseph Weizenbaum und Jens Reich, wie sich Informations- und Gentechnik auf die Ausbildung auswirken. Wir lassen Guido Westerwelle und Sigmar Gabriel darüber streiten, wie wichtig ihnen Bildung ist und was sie dafür auszugeben bereit sind. Wir versuchen, ein Bild zu zeichnen jener Generation, die heute die Bildungseinrichtungen verlässt, wie sie im Prinzip Wilhelm von Humboldt im 19. Jahrhundert entwarf.
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