: Nachama warnt vor Spekulationen
Polizei verdächtigt Kreuzberger arabischer Herkunft, im Oktober Steine auf die Synagoge geworfen zu haben
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, hat vor übereilten Schlüssen angesichts neuer Erkenntnisse über den möglichen Täter des Anschlags auf die Synagoge am Fraenkelufer Anfang Oktober gewarnt. Ende vergangener Woche hatte die Polizei die Wohnung eines jungen Kreuzbergers arabischer Herkunft durchsucht. Er steht im Verdacht, Steine auf die Synagoge geworfen zu haben. Nachama sagte, man müsse abwarten, was die polizeilichen Ermittlungen ergäben. Der internationale Terrorismus unterscheide sich nicht mehr durch den politisch linken oder rechten Hintergrund der Täter, sondern sei stets bloß geprägt von Unmenschlichkeit.
Auch wenn der Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge nun aufgeklärt sei und kein rechtsextremistischer Hintergrund nachgewiesen werden konnte, müsse die rechte Szene weiter aufmerksam beobachtet werden, sagte Nachama. Es gehe nicht nur darum, wer Molotowcocktails oder Steine auf Synagogen werfe. Der Gemeindeobere, der sich derzeit in den USA aufhält, verwies auf die Rede von Johannes Rau während der Berliner Demonstration am 9. November. Darin hatte der Bundespräsident daran erinnert, dass seit 1990 etwa 90 Menschen umgebracht worden seien, weil sie anders aussahen, als die Täter dies von Deutschen erwartet hätten.
Nachama mahnte zugleich zu Vorsicht bei der Spekulation, antiisraelisch gesinnte Araber und antisemitische Rechtsradikale aus der Bundesrepublik könnten sich verbünden, um gemeinsam Juden in Deutschland zu terrorisieren. Er vertraue bei dieser Frage auf die Ermittlungen der Polizei, so der Gemeindechef. Er wolle nicht den Propheten spielen, denn die echten seien seit 2.000 Jahren tot und die falschen würden gesteinigt.
Bei dem Anschlag auf die Synagoge am Fraenkelufer waren zwei Fensterscheiben des Gotteshauses eingeschlagen worden. Die Polizei hatte schon unmittelbar nach dem Anschlag bei der Tat rechtsextremistische Motive eher für unwahrscheinlich gehalten und stattdessen auf einen islamistisch-arabischen Hintergrund getippt. PHILIPP GESSLER
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