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Unbesorgt zu Karl und Rosa

Nach fast einem Jahr wurde jetzt Olaf Jürgen Staps, der die Liebknecht-Luxemburg-Gedenkfeier mit schweren Waffen angreifen wollte, nahe seiner ehemaligen Wohnung in einem Club festgenommen

von BARBARA BOLLWAHNDE PAEZ CASANOVA

Der seit fast einem Jahr gesuchte Olaf Jürgen Staps sitzt seit gestern in Untersuchungshaft. Gut zwei Wochen vor der traditionellen Liebknecht-Luxemburg-Kundgebung wurde der 40-Jährige, der wegen Attentatsdrohungen gegen die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration im vergangenen Januar und wegen des Verdachts der Brandstiftung per Haftbefehl gesucht wurde, in der Nacht zu Freitag festgenommen.

Staps hatte offenbar aus Enttäuschung über die PDS mit einem Handgranaten- und Maschinenpistolenanschlag gedroht. Die Kundgebung war daraufhin um eine Woche verschoben worden und fand unter hohem Polizeiaufgebot und ohne Zwischenfälle statt. Als Motiv für seine Drohung hatte der gebürtige Jenaer, der als „Sonderling“ galt, in Pamphleten an die Presse eine „Abrechnung“ mit der PDS genannt. Der PDS-Stadträtin von Friedrichshain hatte er vorgeworfen, ihn nicht gegen die Räumungsklage seines Vermieters unterstützt zu haben.

Es war weniger der Fahndungsdruck des Staatsschutzes, der bei den Ermittlungen federführend war und von speziell ausgebildeten Zielfahndern unterstützt wurde, der jetzt zum Erfolg führte. Vielmehr war es ein Hinweis von Besuchern eines Clubs in Friedrichshain.

Drei Personen im Alter von 17, 25 und 26 Jahren, die sich über 10.000 Mark Belohnung freuen können, hatten Staps in dem Club „K 17“ in der Kadiner Straße gesehen – wenige Meter von seinem früherem Wohnort entfernt – und gegen 1.40 Uhr die Polizei informiert. Nachdem mehrere Beamte in dem als links geltenden Club, wo donnerstags der „Schwarze Donnerstag“ mit „all styles of dark music“ stattfindet, mögliche Fluchtwege gesichert hatten, erschienen etwa zehn Zivilbeamte in Begleitung der Zeugen und ließen sich den Gesuchten unter den etwa 200 Gästen zeigen.

Staps, der auf einer Bank etwas abseits saß, war nach Polizeiangaben „völlig überrascht und ließ sich widerstandslos festnehmen“. Staps hatte seine Haare schwarz gefärbt und trug sie etwas länger als früher. Der Inhaber des Clubs sagte der taz, dass Staps in dem Club „komplett unbekannt“ gewesen sei.

Nach seiner Festnahme gegen 2 Uhr nachts wurde Staps dem Haftrichter vorgeführt und in die Justizvollzugsanstalt Moabit gebracht. Ihm werden schwere Brandstiftung, Störung des öffentlichen Friedens und Nötigung vorgeworfen. Nach Angaben von Justizsprecherin Anja Teschner hat Staps bei der Vernehmung die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zugegeben, jedoch betont, dass er nie vorgehabt habe, die Drohungen wahr zu machen. Weiterhin habe er ausgesagt, seit April in einer Wohngemeinschaft in Mitte zu leben. Derzeit sei noch unklar, ob die Mitbewohner von den Haftbefehlen wussten. Bei einer Hausdurchsuchung wurden Bargeld, ein Notebook, zwei Schreckschusspistolen, ein Elektroschocker und Kopien der Drohbriefe gefunden, die Staps damals verschickt hatte. In der Vernehmung gestand Staps ebensfalls die ihm zur Last gelegte Brandstiftung am 24. September 1999 in einem Haus in der Grünberger Straße in Friedrichshain, in dem er gewohnt hatte. Dies sei eine „Notwehr“ gegen Räumungsmaßnahmen des Vermieters gewesen, sagte er aus.

Der PDS-Bezirksverband Friedrichshain/Kreuzberg reagierte auf die Festnahme „mit Genugtuung“. Doch dass Staps ausgerechnet in Friedrichshain gefasst wurde, deute darauf hin, „dass der Täter sich in seinem angestammten Umfeld sehr sicher gefühlt haben muss“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das sei „ein Armutszeugnis für die Fahndungsaktion der Berliner Polizei“. Die stellvertretende PDS-Chefin Petra Pau nahm die Festnahme „mit Beruhigung“ zur Kenntnis. Die Kundgebung am 14. Januar 2001 hätte auch stattgefunden, wenn Staps nicht gefasst worden wäre.

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