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Eskalation in Palästina nach Siedler-Mord

Nach Ermordung des radikalen Siedlerführers Benjamin Kahane symbolische Gründung einer neuen Siedlung und Blockaden von palästinensischen Straßen. Premier Barak spricht von Abtrennung der palästinensischen Gebiete

JERUSALEM dpa/ap ■ Jüdische Siedler haben gestern aus Protest gegen die Erschießung des rechtsradikalen Siedlerführers Benjamin Kahane eine neue Siedlung im besetzten Teil des Westjordanlands gegründet. Etwa 1.500 israelische Siedler nahmen an der Gründungszeremonie auf einem Hügel außerhalb der Siedlung Ofra teil, in der Kahane mit seiner Familie lebte.

Siedler blockierten zudem die Zufahrtsstraßen zu palästinensischen Dörfern in der Umgebung, wo militante Palästinenser Kahane und seine Frau am Vortag erschossen hatten. Ihre Kinder wurden schwer verletzt. Bei zahlreichen neuen gewaltsamen Konfrontationen im Westjordanland wurden in der Nacht zum Montag fünf Palästinenser getötet. Nach palästinensischen Angaben waren darunter zwei Polizeioffiziere und zwei Kinder. Der fünfte Palästinenser wurde offenbar von einem israelischen Siedler im Dorf Hisme bei Jerusalem erschossen. Am Sonntag war ein hoher Funktionär von Arafats Fatah-Organisation, Thabet Thabet, erschossen worden.

Angesichts des andauernden Blutvergießens hat der israelische Ministerpräsident Ehud Barak gestern die Möglichkeit einer Abtrennung der palästinensischen Gebiete auch ohne Friedensvertrag ins Spiel gebracht. „Wir müssen uns von den Palästinensern trennen“, sagte Barak. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dies auch ohne einen Vertrag zu tun, wenn klar wird, dass die Palästinenser kein Interesse an einem Abkommen haben.“

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