piwik no script img

Neue House-Bar mit alten Hockern

■ Neue Adresse auf dem Kiez: Aus dem Sam Brasil wurde die Tanzhalle St. Pauli

Hüftspeck kann man absaugen lassen, im Fitnesscenter mühsam abtrainieren oder beim Tanzen sanft abwedeln. Letzteres ist unbestritten die angenehmste Variante, aber wo kann man auf St. Pauli zu House die Hüften schütteln? Keine Bange – jetzt soll Schluss sein mit dem Tanzbodendefizit zwischen Molotow und Pudels Klub. Heute Abend öffnet das ehemalige Sam Brasil an der Silbersackstraße unter neuem Namen seine Pforten: Tanzhalle St. Pauli. Die Betreiber Timo Fritze und Enno Arndt wollen frische Luft und, wie sie hoffen, jede Menge Leute in das seit mehreren Monaten verwaiste Gemäuer einströmen lassen. „Das soll kein Abhäng-Laden werden, sondern eine Tanzbar zum Bewegen“, sagt Kneipier Timo Fritze über sein neuestes Projekt.

Ein Händchen für coole Clubs auf dem Kiez bewies der findige Finne schon vor knapp sechs Jahren bei der Eröffnung der Mini-Bar Komet in der Gerhardstraße. Inzwischen machte Fritze den K-Club in der Erichstraße auf und wieder zu und übernahm die Schnapsbude Seemansgarn.

Jetzt knöpft sich Fritze erst mal eine neue, ziemlich düstere Ecke von St. Pauli zwecks Wiederbelebung vor. Allerdings zunächst nur für drei Monate. Denn für diese Zeitspanne bekam Fritze vom Vermieter einen günstigen Kurs. „Danach muss man sehen, wie es läuft, wer den Laden dann weitermacht oder ob er wieder dichtmacht.“

Mindestens 150 Leute haben in dem neuen Laden Platz zum Tanzen. Aber wer einen Sessel sucht, könnte Pech haben: „Zum Sitzen gibt es ein paar ganz alte Barstühle. Die Einrichtung ist insgesamt sehr karg, rustikal könnte man auch sagen“, beschreibt Fritze die Sitzgelegenheiten seines neuen Nachtlokals.

Gar nicht altbacken soll es aber aus den Boxen tönen. Enno Arndt, ehemaliger Comiczeichner und Autor, will mit elektronischen Beats die Leute von den spärlichen Hockern reißen: „Es wird House, HipHop, Dancehall und Drum'n'Bass Abende geben, und die Samstag Nacht ist für Independent reserviert.“ Für donnerstags und samstags werden Bands gebucht. Felix Kubin und Viktor Marek werden an diesem Freitag, den 5. Januar, die Bühne einweihen, mit eigens für diesen Anlass zusammengestelltem elektronischen Entertainment. Außerdem sind für die ersten Wochen weitere Konzerte von Hamburger Bands, wie Tomte, Sport, Potato Fritz und TGV angesetzt.

Booker Enno Arndt freut sich selbst besonders auf das „Hotel Bloedel“, ein Club, der sonntags ab 18 Uhr BesucherInnen unterhalten will. „Da legen Leute aus der Hamburger Kulturszene Platten auf. Am ersten Sonntag ist Jan Müller von Tocotronic, der unter dem Namen DJ Lolek nur Platten von The Fall auflegt. Diese Sonntage sollen immer unter einem bestimmten Motto stehen. Da sind unter anderem auch Lesungen und Theaterstücke mit Musikbegleitung geplant“, verrät Enno Arndt.

Startschuss für den schweißtreibenden Schwof in der Tanzhalle St. Pauli geben heute Abend die Reis DJs. Und wer da nicht sein Fett weg kriegt, der muss eben morgens in der Muckibude seiner Wahl weiter dampfen. Susie Reinhardt

Eröffnungsparty heute, 21 Uhr, DJs Reis, Tanzhalle St. Pauli, Silbersackstraße 27; geöffnet täglich ab 21 Uhr, sonntags „Hotel Bloedel“ ab 18 Uhr, montags geschlossen. Programm & Booking: vonvehlten@yahoo.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen