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Mit Online-Konto zum Kriegsspielzeug

Die Bank 24 bietet ein Internet-Konto für Kinder. Auf der gleichen Website verkauft ihr Partner Kriegsflugzeuge

BERLIN taz ■ Die Deutsche Bank 24 hat eine neue Zielgruppe für Online-Konten. Sie ist zwischen sechs und zwölf Jahren alt und verfügt nach Schätzung des Marktforschungsinstituts Iconkids & Youth über jährlich 5,2 Milliarden Mark. Seit voriger Woche können Eltern unter www.4kidz.de ein virtuelles Taschengeldkonto einrichten. „Maximal 1.500 Mark Guthaben kann das Konto aufnehmen“, sagt Bank-24-Sprecher Markus Block.

„Mit Taschengeld hat dieser Betrag nichts mehr zu tun“, kritisiert Hartmut Strube, Finanzjurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Er findet das Konzept fragwürdig. Ausgeben sollen die Kinder ihr Geld gleich auf dem Portal, auf dem das Konto eingerichtet wurde. Die Bank 24 kooperiert mit der KidZ Vision AG aus München, die auf den Seiten Spielzeug und Schreibwaren verkauft. Für 22,95 Mark im Angebot: ein Jagdbomber Messerschmidt Bf 110. „Obwohl sie gar nicht so erfolgreich war, wurde sie den ganzen Krieg über eingesetzt“, bewirbt KidZ Vision das Produkt. „Unglaublich, dass der Partner einer deutschen Großbank in seiner Werbung quasi bedauert, dass ein Kriegsflugzeug erfolglos war“, schimpft Strube. Er hat auch juristische Bedenken. Das Internetkonto richtet sich bereits an Kinder ab sechs Jahren. „Dabei ist jeder unter sieben sogar mit Unterschrift der Eltern absolut geschäftsunfähig.“

Manfred Westphal, Referent für Finanzdienstleistungen bei der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, will prüfen, ob KidZ Vision abgemahnt werden kann. „In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind Klauseln, die der Rechtslage beim Online-Shopping widersprechen.“ So wird der Kaufpreis der Ware schon mit Eingang der Bestellung fällig. Er vermutet, dass die Deutsche Bank 24 mit der Kooperation ihr erfolgloses eCash-System vermarkten will. „Bisher brauchte das keiner. Jetzt wollen sie es mit Hilfe des Kinderkontos durchsetzen.“ Bank-24-Sprecher Markus Block weist den Vorwurf zurück. Das eCash-System habe bereits 10.000 Kunden. Beim Kinderkonto ginge es der Bank weniger ums Geldverdienen, sondern um pädagogische Fragen. Auf die Auswahl der Spielzeuge habe man keinen Einfluss.

Auch Roger Haefele, Chef von KidZ Vision, betont den Lernaspekt. In wenigen Jahren werde jeder mit „electronic Cash“ umgehen müssen. „Da macht es Sinn, Kindern schon frühzeitig zu zeigen, wie das funktioniert.“ Die Verbraucherschützer sehen das anders. Und Egin Deligöz (Grüne) von der Kinderkommission des Bundestages zweifelt am pädagogischen Wert des Online-Kontos: „Den Umgang mit Geld lernen Kinder zunächst am besten mit Münzen.“ RALF GEISSLER

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