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Quadratmeterpreis: 2000 Mark

Senat bereitet den ersten Bebauungsplan für die Hafencity vor  ■ Von Gernot Knödler

Langsam wird es konkret: Die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) arbeitet an der Vorbereitung des ersten Bebauungsplanes für die Hafencity. Während die Baugrundstücke der Häuserzeile am Sandtorkai bereits ausgeschrieben sind, bastelt eine Projektgruppe der Steb zurzeit daran, einen Architekten-Workshop zum Wohnungsbau auf dem Dahlmann-Kai auszuwerten. Nach Angaben Uwe Bodemanns von der Projektgruppe geht es dabei um drei zentrale Fragen: die öffentlichen Plätze auf der Landzunge, die Größe der Baufelder und die Höhe der Gebäude. Das gesamte Plangebiet umfasst den Abschnitt des Sandtorkais am Sandtorhafen, den Kibbelsteg, den Dahlmannkai sowie das neue Heizwerk und die südlich anschließende Fläche.

Die Rahmenbedingungen sind im Masterplan festgeschrieben: Am Sandtorkai sollen rund 35.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche gebaut werden, von denen 70 bis 80 Prozent für Wohnungen vorgesehen sind. Am Dahlmannkai sind 120.000 Quadratmeter geplant bei gleichem Wohnanteil. Das heißt: Allein am Dahlmannkai werden 650 der geplanten 5500 Wohnungen der Hafencity entstehen. Dazu kommen Geschäfte, Gaststätten, eventuell ein Hotel und Büros.

Die Häuser werden, wie in der ganzen Hafencity auf Warften gesetzt, wobei die Kai-Kanten unbebaut bleiben und ihr derzeitiges Niveau behalten. In die Warften können Keller und Tiefgaragen gesetzt werden. Als hochwassersicherer Rettungsweg und Fußgänger-Pfad in die Innenstadt wird vom Kibbelsteg aus eine Brücke über den Zollkanal gebaut. Eine weitere Brücke wird den Kreisverkehr am Hanseatic Trade Center mit dem Kaispeicher A verbinden. Der Sandtorhafen, gleich neben der Speicherstadt, soll einmal Museumsschiffe beherbergen, der Grasbrookhafen Sportboote.

Die Ausschreibung für den Sandtorkai steht bereits im Internet unter www.hafencity.com. Dort sollen jetzt neun statt den bisher geplanten sechs Gebäudeblöcken entstehen: drei mit repräsentativen Gewerbebauten, fünf mit Wohnungen, wobei Erdgeschoss und erster Stock mit Gaststätten, Läden und Büros belegt werden können. Die Gebäude dürfen über die Kai-Kante hinausragen. Bewerbungsschluss für die Grundstücke ist der 19. Februar.

Für jeden Quadratmeter Bruttogeschossfläche Büro erwartet die GHS, also die Stadt, von den Inves-toren ein Mindestgebot von 1500 Mark. Baugrund für Wohnungen kostet mindestens 850 Mark pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche, Geschäfte und Gaststätten 2000 Mark. Überschlägig gerechnet müsste die Stadt mit dem Verkauf der Grundstücke am Sandtorkai mindestens 40 Millionen Mark erlösen können.

Die drei Büroblöcke sollen die neue Häuserzeile im Osten und Westen abschließen. Dazu kommt eines an der Achse Mattentwiete/ Auf dem Sande. Diese Achse, die einen Blick von der Hafencity bis hinein in die Innenstadt erlauben soll, wird auch den Dahlmannkai bestimmen.

Wo die Achse den Kai schneidet, wird einer von drei öffentlichen Plätzen entstehen. Ein zweiter entstünde gegenüber dem Kehrwiedersteg, ein dritter direkt östlich des Kaispeichers A. Dieser würde ein Platz von überregionaler Bedeutung, weil der neue Elbwanderweg darüber hinweg führen und in den Kaispeicher – den großen roten Klotz an der Spitze des Dahlmannkais – ein Medienzentrum einziehen soll.

Zur Bebauung des Dahlmannkais hatten die Teilnehmer des Workshops – neben acht Architekten-Büros, Vertreter verschiedener Behörden und der Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung (GHS) – sehr unterschiedliche Ideen: Das Büro Eberle/Lochau/ Baumschlager-Eberle schlug einen durchbrochenen, schlangenförmigen Gebäuderiegel quer über das Gelände vor. Die Idee wich zu sehr vom Masterplan ab, um ernsthaft in Betracht zu kommen.

Anna Brunow aus Helsinki verlegte die Durchgangsstraße ans nörliche Kai-Ufer. Das Wohngebiet würde nach ihren Vorstellungen zufolge durch einen halb öffentlichen Fußweg erschlossen. Aus Sicht der Steb hätte das so entstehende Viertel jedoch zu sehr den Charakter einer Siedlung. Ohne Verkehr, so Bodemann, wäre es zu wenig belebt, um dem Wunsch der Stadt gerecht zu werden, auf dem Dahlmannkai ein urbanes Quartier zu schaffen.

Mirjana Markovic plante am nördlichen Kai-Ufer eine lockere Gebäude-Kette und südlich der Durchgangsstraße eine Struktur aus Bauten, die vielfältige Durchblicke erlauben würde. Verena Trojan dagegen schlug drei massive Gebäude-Riegel für das Nordufer vor, zum Grasbrook-Hafen hin offene Höfe südlich der Hauptstraße. Den Platz in der Achse Mattentwiete/Am Sande akzentuierte sie durch einen Zehn-Geschosser – eine Idee, die wohl aufgegriffen wird.

Generell sind Gebäude mit fünf bis acht, in Ausnahmen zehn Stockwerken vorgesehen. Entscheidend dafür, ob die vorgeschlagenen Baustrukturen aufgegriffen werden, ist zum einen, ob sie eine kleinteilige Nutzungsmischung erlauben: kleine Läden neben Kneipen und Büros. Zum anderen, ob eine kleinteilige Parzellierung möglich ist: Auf einem Baufeld sollen verschiedene ArchitektInnen arbeiten, jede Häuserzeile soll aus unterschiedlichen Bauten bestehen. Mit dem Konzept der Speicherstadt, wo kein Haus dem anderen gleicht, versucht die Steb der Langeweile vieler Großprojekte zu entgehen.

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