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Vorsicht, KOMBATTANT!

SCHLUSS MIT DER VERKLÄRUNG!

BERLIN taz ■ Eine bessere Vorlage hätte die CDU Jürgen Trittin nicht geben können. Als der Umweltminister gestern im Bundestag zu seiner linksradikalen Vergangenheit befragt wurde, verwies er auf das CDU-Plakat gegen die Rentenreform. Gerhard Schröder als Verbrecher. Solche Bilder erzeugten ein Klima im Lande, das ihn an die Kampagnen bestimmter Presseorgane 1968 erinnere und in Gewalt und Mordattentaten gemündet hätte. Dass sich die CDU zu einem solchen Plakat habe hinreißen lassen, sei „ein bemerkenswerter Vorgang“ und „unerträglich“. Union und FDP, die die Fragestunde beantragt hatten, gehe es nicht um Aufklärung, sondern um „Stimmungsmache“. Er verwies auf eine Homepage der Jungen Union, in der Minister der rot-grünen Regierung per Mausklick mit einem Hammer in die Erde versenkt werden können. Die höchste Punktzahl würde erzielt, wenn man sein Konterfei treffe. Wenn das die Vorstellung der Union über Gewaltfreiheit in der Politik sei, handele sie „philisterhaft“, erklärte Trittin, der für diese Passage von SPD und Grünen mit langem Applaus bedacht wurde. Genüsslich zitierte Trittin auch eine Passage aus einem Interview des Unionsfraktionschefs Friedrich Merz, in dem dieser seine angeblich rebellischen Jugendjahre geschildert hatte. Im Gegensatz zu Merz’ Freunden habe er nie „die Kneipen von Andersdenken in Schutt und Asche gelegt“. Ein solchen Vorgang hatte Merz kürzlich von seinen Jugendfreunden geschildert. Wie im Bundestag, so erklärte Trittin auch im taz-Interview, dass er sich den Mescalero-Aufruf nach der Ermordung des Generalbundesanwalt Siegfried Buback „nie zu Eigen“ gemacht habe. Vorwürfe, er habe seine Biografie verheimlicht, seien „Unfug“. Allerdings habe er versucht, sein Privatleben aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. „Ich bin nicht sicher, ob andere, die sich den Medien bedingungslos geöffnet haben, mit dem Ergebnis heute noch so glücklich sind.“ Kein Ende der hitzigen Debatte um die Vergangenheit der grünen Minister sieht offenbar FDP-Chef Wofgang Gerhardt. Die Grünen seien längst keine „moralischen Erneuerer“ mehr, sondern „Kombattanten mit gleichen Fehlern und Schwächen“ wie Mitglieder anderer Parteien auch, so Gerhardt gestern in Berlin. SEV/URB/J.K.

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