Kommentar: Stinkender Fischschwanz
■ Warum der Optimismus von Ina Deter sich in Hamburg nicht bewahrheitet hat
Die Frau war zu optimistisch. Nahezu 20 Jahre alt ist Ina Deters Behauptung, dass „Frauen langsam, aber gewaltig kommen“ würden. Wie langsam, hat vermutlich nicht zu vermuten gewagt, wer ihrerzeit diesen Song mitsummte.
Die Diskussion über Sitze und Einfluss von Frauen in öffentlichen Gremien, die jetzt in der Bürgerschaft aufflammt, ist reich an Merkwürdigkeiten. Eine ist der Befund, dass der Fisch ausnahmsweise nicht vom Kopfe her stinkt.
In Parlament und Senat haben Frauen inzwischen eine Repräsentanz erreicht, die noch immer als zu gering betrachtet werden kann. Faktisch jedoch ist sie größer als in der gesamtgesellschaftlichen Realität. Denn es ist der tendenziell öffentliche, der unter Beobachtung stehende Raum, der Frauen nutzt.
Hinter verschlossenen Türen jedoch, in den Ellenbogengesellschaften der Kammern und Vorstände und in den Hinterzimmern der Vereinsmeier sind die patriarchalen Beharrungskräfte weiterhin unangetastet. Das Bild, das diese gern als gesellschaftlich relevanten Gruppen bezeichneten Lobbys bieten, ist ein verzerrtes, und das geben sie ungefiltert weiter an andere Gremien. Die Wette, dass Hamburg früher zu einer Ersten Bürgermeisterin kommt als die Handelskammer zu einer Frau auf dem Chefsessel, ist überhaupt nicht zu verlieren.
„Neue Männer braucht das Land“, forderte Ina Deter ein paar Jahre und eine Single später. Alleinerziehende Mütter gibts inzwischen reichlich, die neuen Männer genießen noch immer Seltenheitswert.
Sven-Michael Veit
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