: Neue Adresse: Beginenhof
■ Das Neustädter Wirtschafts- und Wohnprojekt für Frauen feiert morgen sein Richtfest
Es ist soweit: Die Beginen kommen in die Bremer Neustadt. Morgen um 13 Uhr steigt das Beginenhof-Baufest auf der Baustelle im Buntentorsteinviertel, Ecke Kirchweg/Hardenbergstraße.
Die Beginenhof-Verein gründete sich 1997 mit dem Ziel, Wohn-, Gewerbe-, und Dienstleistungsmöglichkeiten nur für Frauen, insbesondere für Alleinstehende, aller Altersstufen zu schaffen. Angeführt von Erika Riemer-Noltenius sammelten die neuen Beginen genügend Geld, in Form von Genossenschaftsanteilen und anderen Fördermitteln, um die Renaissance dieser im 12. Jahrhundert entstandenen rein weiblichen Lebensform zu erreichen.
Die ersten der 73 Wohnungen werden am 30. April bezugsfertig sein, mit Südbalkon und Keller, nach individuellen Wünschen der Bewohnerinnen ausgestattet. Hinter den noch grauen Betonklotzfassaden sind Räume entstanden, die für jede Frau auch ein Experiment bedeuten: zusammen mit Frauen allen Alters, mit Kindern, ohne Männer. Die sind natürlich nicht ausgeschlossen – nur Mietverträge bekommen sie nicht.
Die Innenausstattung gestaltet jede Begine selbst: mit Badewanne oder Dusche, mit Einbauküche in ausgesuchter Farbe, mit Teppich und Fliesen eigener Wahl.
Zwei weitere Häuser, wovon eines vorwiegend von allein erziehenden Müttern und ihren Kindern bewohnt werden wird, sind zum 15. Mai bzw. 15. Juni fertiggestellt.
Von Anfang an, so Sybille Gimon, Projektmitarbeiterin des Beginenhof-Vereins, wurde auf den Mitbewohnerinnen-Versammlungen die vermuteten Risiken einer Ghettoisierung der Wohnanlage besprochen. Könnte es innerhalb der Anlage zu Isolation und sozialer Kontrolle kommen? Was kann unternommen werden, um eventuell bestehenden Schwellenängsten der Nachbarn entgegen zu wirken? Der Kontakt zur Nachbarschaft ist erwünscht, AnwohnerInnen haben bereits Interesse an Kindergartenplätzen oder an einem Stellplatz in der Tiefgarage signalisiert. Es würden auch Männer anrufen, erzählt Gimon, um nach einen Wohnplatz für ihre alternden Mütter zu fragen.
Aber die Wohnungen sind vergeben, bis auf drei. Vereinzelt sind noch Gewerbeflächen frei. Die Dienstleisterinnen, die sich im Beginenhof selbstständig machen, bieten Krankengymnastik, Wellness und ambulante Dienste. Außerdem entsteht ein Café. Der Mädchentreff Gewitterziegen und das Frauentherapiezentrum haben sich eingemietet. Ebenso ein Aparthotel mit zwölf möblierten Zimmern. Und die Geschäftsräume, die noch leerstehen? „Es wäre toll“, so Sybille Gimon, „wenn wir diese an einen Buch- oder Blumenladen vermieten können“.
Die Beginen haben weitere Pläne. So soll eine Künsterinnenagentur vor Ort entstehen, und am liebsten noch mehr Beginenhöfe in Bremen. Ein erster Schritt hierzu ist die Beginen-Stiftung, die gerade entsteht. Vielleicht erscheint schon nächstes Jahr das Handbuch: Wie gründe ich einen Beginenhof? Nachahmung erbeten.
C.Wi.
Mehr Infos gibt es beim Vereinsbüro Bremer Beginenhof, Langenstraße 52-54, 28195 Bremen, Tel.: 0421/16552-42, www.beginenhof.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen