piwik no script img

Ausländer als Ladendiebe gebrandmarkt

Ein Ladendetektiv hat zwei Vietnamesen einen Stempel des Supermarktes „Kaiser`s“ samt einem hand-schriftlichen Vermerk „Ladendieb“ in die Ausweispapiere gedrückt. „Kaiser‘s“ will nun Schadenersatz zahlen

Ladendetektive sollen Diebstähle aufklären, und dabei schlagen sie gelegentlich über die Stränge. Was jedoch kürzlich in zwei Kaiser`s-Filialen passierte, ist ungeheuerlich. Ein Detektiv hat zwei Ausländern einen Kaisers`s-Stempel und einen handschriftlichen Zusatz „Ladendieb“ in die Papiere verpasst.

Am 14. Februar forderte der etwa 20-jährige Detektiv in einer Lichtenberger Filiale einen Vietnamesen auf, ihn wegen eines Diebstahlverdachts ins Büro zu begleiten. Dort verlangte er die Herausgabe der Ausweispapiere. Sowohl in den „Ausweisersatz“ als auch in den Führerschein drückte er einen Kaiser`s-Firmenstempel und schrieb mit einem Stift dazu „Ladendieb“.

Nach Angaben des Vietnamesen hat ein hinzugekommener Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes „Berliner Wache“ über den Stempel gelacht. Der Detektiv habe ihn dann mit dem Schlagstock des Sicherheitsmitarbeiters auf die rechte Schulter und die Beine geschlagen. Zudem sei an dem Vorwurf des Diebstahls nichts dran. Nachdem er die Stempel bekommen hatte, habe der Detektiv eine Kosmetikpackung geholt und ihm vorgeworfen, diese gestohlen zu haben. Nachdem sich der Vietnamese einen Anwalt genommen hat und der Vorfall bekannt wurde, gestand der Detektiv, zwei Tage zuvor in einer Friedrichshainer Filiale ebenfalls einem Ausländer einen Stempel in die Ausweispapiere gedrückt zu haben.

Einkaufsleiter Tobias Tuchlenski bezeichnete gestern die Vermerke in den Papieren als „unglaublich“. Er kündigte Schadenersatz in beiden Fällen an – Einkaufsgutscheine und die Übernahme der Kosten für neue Papiere. Zu dem Diebstahlsvorwurf gegenüber dem Vietnamesen sagte er: „Einen Diebstahl gab es definitiv.“ Es habe sich um einen Kosmetikartikel für 17,99 Mark gehandelt, den der Mann auf dem Weg ins Büro im Regal abgestellt habe. Das rechtfertige jedoch keineswegs „das Abstempeln von Ausweisen“. Zu der angegebenen Misshandlung sagte er: „Es ist üblich, dass Ladendiebe behaupten, misshandelt worden zu sein.“ Der Detektiv, der von seinem Arbeitgeber, der Detektei Adamski, fristlos entlassen wurde, habe keine Gründe für sein Handeln angegeben. „Er war mit der Situation und den Konsequenzen völlig überfordert.“ Nach dem Erscheinungsbild – „lange Haare und etwas freakig“ – sei er ihm „nicht ausländerfeindlich“ erschienen.

Die Detektei „Adamski“ bestätigte gestern nur die fristlose Entlassung ihres Mitarbeiters. Diese sei am 14. Februar erfolgt, so Geschäftsführer Andreas Adamski. Ein Diebstahl habe „100 prozentig“ vorgelegen. Zu den anderen Vorwürfen wollte er nichts sagen. Ob die Vorfälle Folgen für die Detektei haben werden, ist noch offen. Nächste Woche soll es ein Gespräch geben.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen