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der polydor-geschäftsführer zur ökonomischen bedeutung

„Der Grand Prix ist unser neuer Trendscout“

taz: Warum hat die Musikindustrie bis 1998 die Grand-Prix-Vorentscheidung gemieden?

Jörg Hellbig: Wenn es überhaupt eine öffentliche Vorentscheidung gab, dann hatte die das Niveau einer schlechten, nicht zeitgemäßen Schlagersendung.

Grand-Prix-Komponist Ralph Siegel war immer unverzagt dabei.

Aber sonst wurde die Sendungen von Claqueuren dominiert, die Acts anfeuerten, welche für die Industrie keine Bedeutung hatten. Kein Wunder, dass über dieses Ereignis zuletzt auch mit keiner Silbe mehr berichtet wurde.

Und wodurch haben Sie und Ihre Kollegen sich anders besonnen?

Das hat wesentlich mit dem NDR zu tun, der selbst ein Interesse daran hatte, aus der Sendung ein Event zu machen. Uns hat man bedeutet, dass man an unserem Trendbewusstsein interessiert ist.

Vor drei Jahren schickte Ihre Firma „Rosenstolz“ ins Rennen.

Ja, das war ein Versuch. Die waren schon etabliert. Aber ich hatte gedacht, die akzeptiert der NDR nie. Doch die sagten, ja, „Rosenstolz“ ist kultig. Und auch der zweite Platz bedeutete für „Rosenstolz“ einen Karriereschub, der ohne diese Sendung nicht möglich gewesen wäret.

Lässt sich überhaupt beziffern, was der Grand Prix für Musikfirmen ökonomisch bedeutet?

Natürlich nicht genau. Aber wichtig ist doch, dass wir seit drei Jahren die Eurovision wieder als Trendbarometer ernst nehmen.

Trendscouting mit Hilfe einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung?

Ja, ganz genau. Das ist ökonomisch für die gesamte Programmpolitik nicht zu unterschätzen.

Und dieses Jahr?

Gucken wir mal, ob „Illegal 2001“ oder die „German Tenors“ ihr Publikum finden. INT.: JF

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