: Landowsky geht
CDU-Fraktionschef tritt sofort als Bankchef zurück. Bankgesellschaft verzeichnet Ergebniseinbruch
Der Kopf von Klaus Landowsky rollt schneller als erwartet. Der CDU-Fraktionsschef kündigte gestern an, seinen Posten als Vorstandschef der Berlin Hyp „mit sofortiger Wirkung“ zu räumen. Nach Bekanntwerden der Spendenaffäre hatte Landowsky noch den geordneten Rückzug versucht: Er wollte erst am 23. Mai auf der Hauptversammlung des Tochterunternehmens der Bankgesellschaft zurücktreten. Landowsky hatte 1995 eine Barspende von den Managern einer Immobilienfirma entgegengenommen und diese freihändig in der CDU verteilt. Fast zeitgleich hatte die Firma eine Zusage für einen 600-Millionen-Mark-Kredit von der Berlin Hyp erhalten.
Dem geordneten Rückzug Landowskys haben jetzt offenbar die Prüfungen des Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen einen Riegel vorgeschoben. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen habe die „persönliche Zuverlässigkeit und die fachliche Eignung einiger Geschäftsleiter“ geprüft, sagte gestern eine Sprecherin der Aufsichtsbehörde. Dabei sei man auf bestimmte Verhaltensweisen von Landowsky gestoßen, über die man den Aufsichtsrat des Konzerns informiert habe.
Zuvor hatte sich bereits der langjährige Schatzmeister der Berliner CDU und heutige Bundestagsabgeordnete Dankward Buwitt aus dem Aufsichtsrat der Berlin Hyp zurückgezogen. Zudem wird Ulf Wilhelm Decken, Chef der Landesbank, die ebenfalls zum Bankkonzern der Hauptstadt gehört, seinen Posten räumen. Der Aufsichtsrat der Landesbank kommt heute zu einer Krisensitzung zusammen. Auch bei der Berlin Hyp tagt heute der Aufsichtsrat, um einen Nachfolger für Landowsky zu benennen.
Die Bankgesellschaft Berlin hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Ergebniseinbruch erlitten. Nach den vorläufigen Zahlen beläuft sich das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge auf 762 Millionen Euro (rund 1,49 Milliarden Mark) nach 1,064 Milliarden Euro im Vorjahr. Das teilte der Bankkonzern gestern mit. Wegen der Verzögerungen beim Jahresabschluss wird die Hauptversammlung verschoben.
Die Aktie des Bankkonzerns, der zu 56,6 Prozent dem Land gehört, geriet indes erneut unter Druck. Der Kurs sank um 6 Prozent auf unter 11 Euro. Im April 2000 war das Papier noch knapp 18 Euro wert gewesen. Die Ausschüttung einer Dividende, durch die Berlin in diesem Jahr rund 135 Millionen Mark einnehmen wollte, wird jetzt immer unwahrscheinlicher.
RICHARD ROTHER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen