Als Schutzschild missbraucht

Makedonische Armee baut Mörserstellung in der Kaserne auf, in der auch die Bundeswehr stationiert ist

TETOVO taz ■ Die makedonische Armee benutzt die deutsche Bundeswehr als Schutzschild. Sie hat eine Mörserstellung in der gemeinsam benutzten Kaserne aufgebaut. Die von hier abgefeuerten Schüsse auf die Stellungen der albanischen Rebellen fliegen direkt über die Köpfe der deutschen Soldaten. Sollten die Rebellen aus ihren Mörserstellungen zurückschießen, befänden sich die deutschen Nato-Truppen direkt im Zielgebiet. Sie sind in Tetovo stationiert, um den Nachschub für den deutschen Teil der Kosovo-Friedenstruppe KFOR zu organisieren. „Wir sprechen mit den makedonischen Kameraden über das Problem“, erklärte der Pressesprecher der Bundeswehr in Tetovo, Hauptmann Arno Pollei. Gelöst war es gestern jedoch nicht.

Unterdessen ging der Abzug des deutschen Kontingents aus dem Gelände weiter. Seit Freitagabend wurde das Versorgungsbataillon von rund 1.000 Soldaten um 600 Mann reduziert. Sie sind jetzt in dem 12 km entfernten Jerebina untergebracht, wo sich bereits Anlagen der Nato-Truppen befinden. Dort sind auch Artilleriegeschütze der Bundeswehr in Stellung gebracht worden.

Nach unterschiedlichen Angaben befinden sich jetzt zwischen drei und sechs Leopardpanzer in der Region. Zusätzlich verstärkt eine ungenannte Anzahl von Marder-Panzern die Truppe. Mit der nach Tetovo geschafften zusätzlichen modernen Ausrüstung, über die die makedonische Armee nicht verfügt, wäre es nach Meinung von Militärexperten möglich, die Stellungen der Rebellen, die sich oberhalb der Altstadt Tetovos befinden, zu zerstören.

Es gibt jedoch kein Mandat für einen Angriff. Makedonien müsste per Parlamentsbeschluss einen Hilferuf an die Nato entsenden, dann müsste der Nato-Rat einem solchen Angriff zustimmen.

ERICH RATHFELDER