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Furcht vor infizierten Schafen

Das internationale Kontrollsystem für Tiertransporte hat nicht immer funktioniert. Weiterer BSE-Fall in Deutschland. Schweinefleisch wird deutlich teurer

BERLIN dpa/ap/afp ■ Aus Großbritannien sind möglicherweise mit Maul- und Klauenseuche infizierte Schafe importiert worden, deren Herkunft die Behörden aber nicht ermitteln können. Das befürchtet der Bundesverband der Amtstierärzte. Das Kontrollsystem, nach dem das Ausgangsland das Zielland über Tiertransporte informieren müsse, habe nicht immer funktioniert, sagte Verbandspräsident Herbert Wohn: „Diese Tiere sind tickende Zeitbomben.“

Bisher ist in Deutschland aber kein Fall der Seuche bekannt. Der Verdacht in einer Schweinemast in Thüringen hat sich nicht bestätigt.

In Großbritannien ist die Zahl der betroffenen Höfe auf über 300 gestiegen. Die Regierung hat die bevorstehende Massentötung weiterer Tiere in England verschoben, weil sie massive Bauernproteste befürchtet und zunächst vor Ort verstärkt aufklären will.

Als Folge der Seuche wird Schweinefleisch in Deutschland nach Einschätzung der Fleischwarenindustrie deutlich teuer – bis zu 20 Prozent in den kommenden zwei Wochen. Denn das Angebot auf den Großmärkten wird knapp. Gründe sind die eingeschränkten Tiertransporte in Deutschland und das Einfuhrverbot aus Ländern mit Maul- und Klauenseuche – aus Großbritannien, Frankreich und Argentinien. Die BSE-Krise zeigt bereits spürbare wirtschaftliche Auswirkungen in Deutschland: Nach Angaben der Arbeitsämter hat der zurückgegangene Rindfleischverzehr bislang um die 2.000 Arbeitsplätze gekostet, vor allem in den Schlachthöfen und in der Verarbeitung. 12.000 Menschen seien von Kurzarbeit betroffen, berichtet die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten.

Der Deutsche Bauernverband forderte eine rasche Umsetzung der Aufkaufaktion für Rindfleisch, die der EU-Verwaltungsausschuss Rindfleisch am Freitagabend beschlossen hatte. In diesem zweiten Marktentlastungsprogramm will die EU etwa 1,2 Million Tiere kaufen, im ersten etwa 2 Millionen.

Im Saarland ist der erste Fall von BSE aufgetreten – der 48ste in Deutschland. Es handelt sich um ein fünf Jahre altes Tier aus Norddeutschland. Die 172 Rinder der Herde werden in den nächsten Tagen getötet. BES

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