Kein Kredit mehr für den Immobilienmarkt

Die Krise der Bankgesellschaft hat auch Konsequenzen für den Berliner Immobilienmarkt. Am meisten betroffen sind die städtebaulichen Entwicklungsgebiete, die schon lange ein Fass ohne Boden waren. Ob es einen Crash bei Bauprojekten geben wird, ist allerdings fraglich

„Da kann es nicht schaden, mal ordentlich aufzuräumen“, meint die grüne Bauexpertin Oesterheld

Klickt man sich auf der Homepage der Bankgesellschaft Berlin zum Immobilienbereich durch, erfährt man folgendes: „Die Inhalte der Seiten des Geschäftsfeldes Immobilien werden derzeit überarbeitet.“

Was für die Bankgesellschaft gilt, trifft in gewisser Hinsicht auch für den Berliner Immobilienmarkt zu. Auch hier wird das Geschäftsfeld zurzeit überarbeitet, und für nicht wenige könnte das mit Schwierigkeiten verbunden sein.

Zwar ist die Immobilienfirma Aubis, die mit einem 600-Millionen-Kredit der Berlin Hyp auf Einkaufsreise in die ostdeutschen Plattenbauten gezogen war, in Berlin in keinen größeren Immobiliengeschäften vertreten. Doch die Bankgesellschaft ist mit ihren Töchtern Berlin Hyp und der IBG/Ibag auch in der Hauptstadt aktiv. Insider schätzen sogar, dass mehr als die Hälfte der Berliner Bauprojekte mit Geldern aus der Bankgesellschaft mit finanziert wurden.

So auch das von Peter Behrens Anfang der Dreißigerjahre gebaute Alexanderhaus. Mit einem für die Geschäftspraxis der Bank so typischen Fonds ließ sich die Bankgesellschaft das denkmalgeschützte Gebäude am Alexanderplatz zum repräsentativen Sitz des Konzerns ausbauen. Doch die Differenz zwischen den mit den Anlegern vereinbarten Mietgarantien und den tatsächlich erzielten Gewerbemieten in den restlichen Büros und Ladenflächen soll Branchenkennern zufolge bis zu 50 Millionen Mark jährlich betragen. „In solchen Fällen muss man natürlich überlegen, was man macht“, sagt die bündnisgrüne Baupolitikerin Barbara Oesterheld. „Kauft man die Einlagen zurück oder packt man noch andere Immobilien in den Fonds, die die Verluste wieder ausgleichen?“

Doch nicht nur die durch Fonds der Bankgesellschaft finanzierten Immobilienprojekte befinden sich in einer Schieflage, sondern auch die direkt finanzierten Großprojekte wie die städtebaulichen Entwicklungsgebiete. Ursprünglich sollten in innerstädtischen Standorten wie der Rummelsburger Bucht oder dem Schlachthof Eldenaer Straße Wohnungen und Gewerbeflächen gebaut werden. Träger der Entwicklungsgebiete sind landeseigene GmbHs, die von der Bankgesellschaft mit Kapital ausgestattet wurden.

Mittlerweile jedoch haben sich die fünf Entwicklungsgebiete als Fässer ohne Boden erwiesen. Bereits im letzten Jahr hatte der damalige Präsident des Rechnungshofes, Horst Grysczyk, beklagt, dass dem Land Berlin durch Versäumnisse, nicht realisierte Einsparmöglichkeiten und Fehlern 833 Millionen Mark entgangen seien. Allein die Entwicklungsgebiete schlugen dabei mit 676 Millionen zu Buche. „Hier kann es nicht schaden, da auch mal ordentlich aufzuräumen“, meint die grüne Bauexpertin Oesterheld.

Ob die Krise der Bank eine Pleitewelle nach sich ziehen wird, ist allerdings fraglich. „Neue Projekte aber wird es in Zukunft in dieser Form nicht mehr geben“, sagt Barbara Oesterheld. Vielleicht kann man die Immobilienseiten auf der Homepage der Bankgesellschaft dann gleich vom Server nehmen.

WERA