Frieden mit Trittin

Die grüne Debatte um den Umweltminister ist endgültig beendet. Geht es jetzt wieder um die Sinnkrise?

BERLIN taz ■ Die Professionalisierung bei den Grünen lässt sich am besten daran ablesen, dass neuerdings sogar die Wünsche ihrer Parteichefs in Erfüllung gehen. „Wir wollen Ruhe haben“, sagte Claudia Roth am Montag mit Blick auf die Debatte um Jürgen Trittin – und schon ist Ruhe.

In der Fraktionssitzung am Dienstagnachmittag spielte das Thema nur noch am Rande eine Rolle. Die Fraktionsvorsitzenden Rezzo Schlauch und Kerstin Müller haben lediglich darauf hingewiesen, dass die Diskussionen der Vorwoche kontraproduktiv gewesen seien. Das reichte, um auch den letzten Trittin-Gegnern in der Fraktion klarzumachen: Der Streit um den Umweltminister ist beendet. Wenn die Grünen-Spitze wirklich beabsichtigt haben sollte, Trittin vor Ostern zum Rücktritt zu bewegen – wichtige Strippenzieher der Partei bestätigen einen solchen Plan X – , dann ist dieses Vorhaben durch die versteckten Querschüsse aus der zweiten Reihe durchkreuzt worden.

Jedes weitere Streuen von Gerüchten würde den Grünen nur Stimmen kosten. Es kommt bei keinem Wähler gut an, den eigenen Minister an einem Tag im Bundestag zu stützen, um ihn am nächsten Tag stürzen zu wollen. Mal abgesehen davon, dass Trittin auf diesem Weg nicht mehr aus dem Amt zu drängen ist.

Die Konsequenzen, die sich daraus für die Grünen ergeben, sind überschaubar. Trittin dürfte ein schwacher, aber doch zuverlässiger Umweltminister bis 2002 sein, vorausgesetzt, er hält nicht wieder CDU-Politiker mit Glatze für Skinheads. Die Folgen, die das Ganze für die Medien hat, sind noch nicht so klar abzusehen. Rezzo Schlauch war am Rande der Fraktionssitzung aber so freundlich, den Journalisten erste sachdienliche Hinweise für ihre zukünftige Arbeit zu geben. „Ich wünsche Ihnen schöne Osterferien“, sagte der Fraktionschef, als er zum dreiundvierzigsten Mal nach Trittin gefragt wurde, „vielleicht fallen Ihnen über Ostern ja neue, vor allem bessere Fragen ein.“ Zur gelösten Stimmung dieses Nachmittags passte es so gar nicht, dass Oswald Metzger, der Haushaltsexperte der Fraktion, den Journalisten schon vorgab, worauf sie zu achten hätten. Er hielt auf dem Gang vor dem Sitzungssaal eine zwanzigminütige Brandrede. Kurzzusammenfassung: Metzger hat die Schnauze gestrichen voll von der Scheindebatte um Trittin. Die Partei soll endlich über ihr Programm reden. Sie befindet sich nämlich in einer Sinnkrise.

Na bitte, das ist doch was zum Schreiben. JENS KÖNIG