: Das Vorbild NRW
Türkisch- und bald auch Islamlehrer haben ihr eigenes Hochschulstudium – zu Hause in Nordrhein-Westfalen
Nicht der Imam, sondern Pauker des deutschen Staates rufen in Nordrhein-Westfalen zum Islamunterricht. Seit einem Jahr können muslimische Schüler das ordentliche Schulfach wählen. Um das Fach flächendeckend zu etablieren, sollen demnächst Islamkundelehrer an Unis ausgebildet werden.
Ein europaweit einzigartiges Lehramtsstudium für Türkisch als Sprache hat NRW bereits seit 1996 an der Universität Essen. Rund 300 Studenten haben das Fach in Essen belegt, das zugleich ihre Muttersprache ist. Sie sind in Deutschland aufgewachsen und sollen Migranten der dritten Generation unterrichten.
Die Studiosi absolvieren Seminare und Vorlesungen in türkischer Sprachwissenschaft, Literatur, Didaktik und Landeskunde über den Staat am Bosporus. Die ersten Absolventen haben bereits ihr Referendariat angetreten – an neu eingerichteten Seminaren. Sie werden Türkisch als Wahlpflichtfach oder zweite Fremdsprache unterrichten. Auch so genannten „muttersprachlichen Unterricht“ werden die neuen Türkischlehrer erteilen. Der wird in NRW seit den 60er-Jahren in allen Schulformen von Klasse 1 bis 10 angeboten. Seit 1986 werden die Schüler zusätzlich in Islamkunde unterwiesen.
Von 250.000 muslimischen SchülerInnen nutzen rund 10.000 das Angebot der „islamkundlichen Unterweisung“. Das Wahlfach soll jetzt als islamischer Religionsunterricht eigenständig werden. Die Modellversuche, die an 23 Schulen laufen, zeigen, wie das geht: Die Unterrichtssprache ist Deutsch und nicht mehr die Herkunftssprache. Die Noten sind versetzungsrelevant. Islamkunde findet nicht mehr nachmittags statt, sondern wie evangelische und katholische Religion zur normalen Schulzeit. Die Lehrer, zur Zeit noch in Fortbildungen qualifiziert, sollen ebenfalls ein eigenes Uni-Studium bekommen. ISA
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