piwik no script img

Werthebach gierig nach DNA

Gendatei des LKA wird ausgebaut. Mehr Mitarbeiter sollen die Fahndung per genetischen Fingerabdruck verbessern. PDS befürchtet Missbrauch. Überwachunsgpotenzial sei kaum absehbar

von DANIEL FERSCH

Die Gendatei des Landeskriminalamts (LKA) wird ausgebaut. Innensenator Eckart Werthebach (CDU) kündigte gestern an, dass in Zukunft mehr „genetische Fingerabdrücke“ von Straftätern ermittelt und gespeichert werden sollen. Um die Fahndung per DNA-Analyse ausweiten zu können, wird die Anzahl der Mitarbeiter in der zuständigen Abteilung verdoppelt.

Zurzeit arbeiten im LKA zehn Polizeibeamte und Biochemiker, die sich mit der Genanalyse beschäftigen. In Zukunft werden der Abteilung zwanzig Personen angehören. Bei „Straftaten von erheblicher Bedeutung“ und drohender Wiederholungsgefahr dürfen nach dem Gesetz die genetischen Daten der Täter gespeichert werden.

In der Vergangenheit kam die Gendatei vor allem bei der Fahndung nach Sexualverbrechern und Mördern zum Einsatz. So wurde zum Beispiel der Mörder der zwölfjährigen Ulrike aus Eberswalde mit Hilfe einer Genanalyse überführt. Für eine Analyse reichen kleinste Körperspuren, wie Haare, Hautpartikel oder Speicheltropen, die am Tatort aufgefunden werden. Bis Mitte letzten Jahres wurden DNA-Sequenzen von insgesamt 850 Schwerverbrechern gespeichert, darunter befanden sich unter anderem 228 Mörder und 174 Vergewaltiger.

Beim Koalitionspartner im Abgeordnetenhaus wird die Ankündigung des Innensenators gutgeheißen. Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Klaus-Uwe Benneter, begrüßte den Vorstoß, „solange die strengen Datenschutzbestimmungen des Gesetzes befolgt werden“. „Je mehr Material in der Datei gespeichert wird“, so der SPD-Politiker weiter, „umso qualifizierter kann man sie nutzen.“ Er warnte jedoch davor, sich von der Maßnahme „zu viel“ zu versprechen.

Die Opposition befürchtet hingegen einen möglichen Missbrauch der Gendatei. Steffen Zillich von der PDS hält den Ausbau für „eine gefährliche symbolische Politik“. Das zukünftige Überwachungspotenzial durch die verstärkte Speicherung der DNA-Analysen sei kaum absehbar. Zwar gebe es, sagte Zillich, gesetzliche Hürden für den Einsatz der Daten, sobald sich aber die routinemäßige Speicherung eingebürgert haben werde, sei auch bald der Ruf nach Aufhebung der Beschränkungen zu erwarten. Außerdem, so der PDS-Mann, sei es „eigenartig“, dass ein Senator bei „dieser Haushaltssituation“ eigenmächtig Stellen ausbaue.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen