: Die mutige Mama Yosepha
Die Stammesführerin der Papua erhält renommierten Umweltpreis für Kampf gegen US-Konzern
von SVEN HANSEN
Wäre Yosepha Alomang ein Mann, gehörte ihr Kampf in die Rubrik „David gegen Goliath“. Doch sie ist eine Frau und darüber hinaus Angehörige der ethnischen Minderheit der Amungme in einer nach Unabhängigkeit strebenden Urwaldregion Indonesiens. Dort in Irian Jaya, das die Einheimischen Westpapua nennen, tragen Stammesvertreter noch heute Penisköcher. Im Kampf „Yosepha gegen Goliath“ ist die größte Gold- und Kupfermine der Welt der übermächtige Gegner der kleinen Frau Alomang. Für ihren über 20-jährigen Kampf gegen den umweltzerstörenden Betrieb der Mine des US-Konzerns Freeport McMoRan Copper & Gold Inc. wurde Alomang am Montag in San Francisco der Goldman-Umweltpreis zugesprochen.
„Mama Yosepha“, wie sie in ihrer Heimat genannt wird, ist eine äußerlich unscheinbare und bescheidene Frau. Doch als eine der wenigen Führerinnen in ihrer männlich dominierten Stammesgesellschaft hat sich die etwa 50-Jährige großen Respekt verschafft, was sie zur Zielscheibe ihrer Gegner machte. 1994 wurde sie vom Militär, das die große Mine bewacht, in eine Zelle voll Wasser und Fäkalien gesperrt, in der Alomang ohne Nahrung eine Woche ausharren musste. Sechs Wochen lang wurde sie gefoltert und verhört. Ihr wurde vorgeworfen, bewaffnete Unabhängigkeitskämpfer zu unterstützen.
Alomang kämpft friedlich für die Unabhängigkeit Westpapuas. Denn unter der indonesischen Herrschaft verlor ihr Volk der Amungme die Kontrolle über sein Land und seine Ressourcen. Die Mine zerstört den heiligen Berg der Amungme, die giftigen Rückstände der Goldproduktion verseuchen das Trinkwasser. Jeglicher Protest wurde unterdrückt, weil der Clan des Diktators Suharto vom US-Minenkonzern am Gewinn beteiligt wurde.
Mama Yosepha gab nie auf. Als es 1996 zur persönlichen Begegnung mit dem Chef des US-Minenkonzerns kam, sah sich dieser gezwungen, die Einheimischen mit einem Prozent am Profit der Mine zu beteiligen. Diese lehnten dankend ab. Denn sie wussten, dass sie mit dem Geld gespalten werden und der umweltzerstörende Betrieb der Mine ungestört weitergehen sollte. Erst als im vergangenen Jahr ein Rückhaltebecken überlief und die angrenzenden Dörfer der Amungme verseuchte, sah sich Indonesiens neue Regierung endlich zu einer Untersuchung gezwungen. Doch noch hat Mama Yosepha, die immer wieder Demonstrationen in der Minenstadt Timika anführt, den Kampf gegen Goliath nicht gewonnen.
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