: Fairer Handel mit Rekordumsatz
Gepa schafft 60-Millionen-Grenze. BSE & Co lenken den Blick wieder auf Qualität. Vorteil für den Ökoanbau
BERLIN taz ■ Freude bei der Wuppertaler Gepa: Das „Fair Handelshaus“ verzeichnete im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2000/2001 erstmalig einen Umsatz von mehr als 60 Millionen Mark. „Auch im letzten Jahr haben die Verbraucherinnen und Verbraucher unsere Anstrengungen für hohe Qualität, Transparenz, Freiheit von Gentechnik und die Einführung von Bioprodukten honoriert“, meint Gepa-Geschäftsführer Thomas Speck. Gestern präsentierte er den Geschäftsbericht 1999/2000, der mit einem gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelten Gewinn von 539.000 DM abschließt.
Sorgenkind der Gepa ist der Kaffee, der mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmacht: Der Umsatz ging hier um fast sechs Prozent zurück. „Angesichts der aktuellen Weltmarktpreise für Kaffee, die weit unter den Produktionskosten liegen, wird der faire Handel für viele Kleinbauern immer wichtiger“, berichtet Speck. Das meint auch Fernandez Allende Leonor. Die Kaffeebäuerin aus Mexiko, erste Frau im Vorstand ihrer Genossenschaft, besucht derzeit die Gepa- Regionalstellen in Deutschland. „Fairer Handel würdigt unsere schwere Arbeit besser“, findet sie. Das Gepa-Modell hat für sie Vorteile: „Im letzten Jahr haben wir für unseren Biokaffee insgesamt 18 Pesos, das sind rund zwei Dollar, pro Kilo bekommen.“ Der normale Zwischenhändler zahlt derzeit 7 Pesos, der Bioanbau wird nicht gewürdigt. Frauen werden durch die Kooperative aktiv gefördert: Die Kooperativen-Mitglieder können zinsgünstige Kredite bekommen und Fortbildungen, etwa zum Bioanbau, besuchen. „Das erweitert unsere Marktchancen“, erklärt die Kaffeebäuerin. „Mit Pestiziden hat die Fruchtbarkeit der Erde nachgelassen. Jetzt, nachdem die Bauern zu den ursprünglichen Methoden zurückgefunden haben, geht es wieder besser.“
Ökolandbau wird für die Gepa insgesamt immer wichtiger: „Die aktuellen Krisen im Lebensmittelbereich haben den Blick wieder auf Qualität gerichtet“, sagt Speck. Mit den Billiganbietern könne man preislich ohnehin nicht konkurrieren – so versuche man es auch erst gar nicht. Und wenn konventionelle Kaffeeröster sich auf das Qualitätsniveau der Gepa begäben, seien deren Preise oft noch höher. „Rund die Hälfte unserer Großverbraucher kauft nicht Gepa, weil wir fair handeln, sondern weil wir in den Geschmackstests siegen“, berichtet er.
Die Rechnung scheint aufzugehen: Kürzlich hat es sogar Lieferengpässe gegeben, weil die Verarbeitungskapazitäten trotz Dreischichtbetrieb nicht ausgereicht haben.
MATTHIAS SPITTMANN
Thema: Mit wem wollen wir teilen? Globalisierung und Solidarität.Samstag, 28. 4., 19 Uhr
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