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die stimme der kritikBetr: Wie Jürgen Trittin (Grüne) unser Frückstück kaputt macht

Mülltod in der Küche

Das deutsche Volk braucht große Küchen. Sehr große Küchen. Wir müssen Kinderzimmer auflösen, Arbeitszimmer auflösen, Klos auflösen, Omi ab ins Altersheim, damit wir Platz haben für fußballfeldgroße Küchen. Weil: „Die deutsche Küche ist längst zu einem Sammeldepot geworden“, weint die FAZ. Das Szenario ist beklemmend: Da sind die Bierkisten, die Sprudelkisten und die Apfelsaftkisten. Und die Milchflaschen aus dem Bioladen. Und die PET-Colas. Und die Eierkartons. Die leeren Marmeladegläser zum Einmachen. Dann haben wir noch den Biomüll. Den Wertstoffsack für den grünen Punkt bitte nicht vergessen. Wein-, Schnaps- und Glasflaschen. Die ausgelesenen Zeitungen. Und dann gibt’s ja noch den Restmüll. Dazu die Plastik-Einkaufstüten.

Und weil der Trittin uns jetzt alle endgültig in die Klapse bringen will, müssen wir ab morgen Dosen sammeln. Hunderte, Tausende, Millionen von Dosen in unserer kleinen Küche, wo wir einst friedlich Espresso tranken und lässig das Frühstücksei guillotinierten. Alles Müllhalde. Nur wegen des „Zwangspfands“.

Es gibt jetzt kein normales Pfand mehr. Wir sagen jetzt nur noch Zwangspfand dazu. Sie dürfen auch Folterpfand sagen. Oder Daumenschrauben-, Inquisitions-, Federungs- und Teerungspfand. Nie war ein Pfand brutaler. Dieses Pfand ist eine Bestie. Es zerstört alles, kostet Milliarden, ist ein Schlag ins Gesicht für die Innovationskraft der Industrie. Ich war eine Dose, also bin ich. Und jetzt?

Gerade wollte Branchenprimus Schmalbach-Lubeca die ästhetischen Bedürfnisse von Abfüllern wie Käufern „ernster nehmen“. Geprägte Dosen sollten Firmenlogos und andere Aufschriften dreidimensional über die Oberfläche herausheben. Auch das Dekor der Dose sollte sehr schön werden, der Kunde „mehr Geschmacksspielräume“ erhalten. Das neue Dosendesign für Orangensaft war zum Beispiel so geplant, dass sich die Oberfläche des Aluminiums wie echte Orangenschale anfühlt. Sinnlich erfahrbare Strukturoberflächen, plus geprägte Glattoberflächen, plus Zweikammersysteme für Cappuccino und Milchmixgetränke. Alles zerstört durch Trittins Killerpfand.

Können wir uns wehren? Es herrscht Ratlosigkeit, im Ernstfall hilflos! Aber der nächste Flieger nach Stockholm könnte uns retten. Der Schwede hat schon lange ein 50-Öre-Würgepfand, und er lebt noch. Wie macht der das? Als Erstes gucken wir seine Küche an und stellen fest: Der kauft gar keine Dosen. Irgendwie genial, der Schwede! MANFRED KRIENER

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