Das Breitbandgrinsen der Generation G

Der neue FDP-Chef Guido Westerwelle steht in Hamburg immer im Stau  ■ Von Peter Ahrens

Ja, spinnt der Spiegel jetzt komplett? Man ist beinahe geneigt zu fragen, ob denn heut scho' Weihnachten ist. Das Sturmgeschütz der Demokratie hat kürzlich was ganz Tolles erfunden: Die Generation Guido. Guido Westerwelle, der Mann, der für die steht, die zwischen 30 und 40 sind und an die Macht wollen. So, so. Der also soll meine Generation repräsentieren? Der? Der jetzt im gedeckten grauen Zweireiher wie einst Washington über den Potomac mit der Barkasse „Kehrwieder“ in den Hamburger Hafen einschwebt? Der da in einer ausgewogenen Mischung aus selbstgefälliger Arroganz und arroganter Selbstgefälligkeit am Steuerrad der Rickmer Rickmers für die Fotografen posiert, sie dirigiert? Der Mister 18 Prozent, der ins Mikrofon bläst: „Grüne raus aus der Regierung und wir rein“? Der das Hissen der FDP-Fahne – neu: jetzt ohne Pünktchen – zum politischen Ereignis erklärt? Genau der.

Guido Westerwelle ist in der Stadt, und das ist fünf Tage nach seiner Wahl zum neuen FDP-Bundesvorsitzenden etwas ganz Besonderes, findet Rudolf Lange jedenfalls, der liberale Spitzenkandidat und als Konteradmiral außer Dienst für alle Fragen maritimer Natur zuständig. Westerwelle gibt Döntjes zum Besten, wie er mal auf dem Wannsee gesegelt ist und staunt über den guten Zustand der Rickmer Rickmers. „Privatinitiative“, betont Lange.

Der Spiegel schreibt irgend einen Quatsch, und alle plappern ihm nach. Im Schiffsbauch drängen sie sich und reden davon, dass „Wes-terwelle ja besonders uns anspricht, die Generation G“. Die Generation G hat ein frisch gezapftes Pils in der Hand und stellt es beiseite, um Sätzen zu applaudieren wie: „Ich habe noch nie erlebt, dass ich in Hamburg war und nicht im Stau gestanden habe.“ Dass „der Dauerstau nicht länger hinnehmbar ist“, dass „der Transrapid aus rein ideologischen Gründen in Deutschland nicht gebaut werden darf“. Die Generation G. findet politische Aussagen gut, die so lauten: „Die Zeit, die man im Stau steht, wenn man von der Arbeit kommt oder zur Arbeit fährt, ist für die Produktivität volkswirtschaftlicher Leerlauf.“

Rudolf Lange gehört nicht zur Generation G, ein Soldat im Ruhestand, Generation R quasi. Er müht sich aber eifrig, mitzuhalten. „19 Jahre Stausenator sind genug“, die „Grünen sind der Treibanker des Fortschritts“, das „Tor zur Welt wird zum Nadelöhr“. Fazit: „Wir machen Tempo.“ Das muss so sein, denn Lange war mal Schnellbootkommandant, wie er in dem Zusammenhang gern erwähnt.

Guido Westerwelle, ganz Theatralik, fasst sich derweil vor Entrüs-tung über die grünen Bremser an den Kopf und fragt: „Wo sind wir eigentlich?“ Wir sind in Hamburg auf der Rickmer Rickmers, die FDP liegt derzeit bei Umfragen bei über fünf Prozent, und in der S-Bahn hängen überall Plakate von Hansenet, wo natürlich in gelb auf blau geschrieben steht: „Holen Sie sich Ihr Breitband-Grinsen.“ Die Generation G. hat es schon.