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Offen in Oldenburg

■ Die US-Amerikanerin Rosanne Altstatt ist neue Leiterin des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst

Sie ist eine schmale Person, kompetent, angenehm bescheiden, aber kommunikativ: So erlebt man Rosanne Altstatt, die neue Leiterin des Olsdenburger Edith-Russ-Hauses für Medienkunst. Vor ein paar Wochen erst hat die US-Amerikanerin ihren Wohnsitz in Köln gegen das ruhigere Oldenburg eingetauscht. Und sie hat die wenige Zeit bereits genutzt, um ein Konzept zu erstellen, das sie jetzt auch der Öffentlichkeit präsentierte.

„Man wird nie festlegen können, was Videokunst und was Netzkunst ist. Man wird nur schauen können, wie sich das aktuell definiert“, meint die Wahl-Oldenburgerin. Denn es gelte gerade bei Videoarbeiten die Nahtstelle zu bestimmen, an der die Grenze zur kommerziellen Ästhetik liegt. Das kann nach Altstatts Auffassung nur in einem lebendigen Austausch geschehen. „Medienkunst“, so lautet ihr zweites Credo, „arbeitet mit bewegten Bildern und bittet um andere Rezeptionsweisen; und darum, diskutiert zu werden.“

In einer Art Brückenphase will sie diese Prämissen dem Oldenburger Publikum konzeptionell nahe bringen. Dafür stehen die namen Vuk Cosic (14. Juni, 19.30 Uhr, Netzkunst), Söke Dinkla (21. Juni, 19.30 Uhr, interaktive Kunst) und die preisgekrönten Arbeiten von Soeren Gammel (28. Juni, 19.30 Uhr, Videokunst).

All diese KünstlerInnen arbeiten an Schnittstellen der Kunstvermittlung, sind sowohl PraktikerInnen als auch AusstellerInnen und in den theoretischen Diskussionen aktiv. Und das könne man nunmal nicht museal betreiben: „Mich interessiert nicht die Hardware, sondern zu gucken, wie Technik gesellschaftliche Wirklichkeit verändert“, sagt Rosanne Altstatt. Darum will sie auch die kunstinteressierten Besucher viel mehr als bisher einbinden. Das Haus soll so ein „Site for Media Arts“ werden. Damit folgt die Kunsthistorikerin und Anglistin dem neuen Credo der Kunstvermittlung, die ein „Denken in den Begriffen von Präsentation“ fordere.

Das hat die 32-Jährige als Kuratorin verschiedener Projekte – unter anderem der Videonale Bonn – im pulsierenden Köln und im lebendigen Ruhrgebiet wohl wirklich am Puls der Zeit gelernt. Mit offenen Sinnen geht sie auch an die Oldenburger Szene ran: „Ich sehe, es gibt hier viel Potenzial.“ Und das will sie unter anderem in Workshops mit den Stipendiaten binden und zur Entfaltung bringen. Für drei Jahre hat die Stiftung Niedersachsen gleich je drei Stipendien finanziert, insgesamt sind das 200.000 Mark.

Anfang September bevölkern „Avatare und andere“ das „Edith Russ Haus für Medienkunst“. Die Ausstellung mit u.a. Dan Graham, Christin Lukas, und Victoria Vesna beleuchtet das Verhältnis von Selbst und Abbild im Spiel mit Netzidentitäten, den „Avataren“. Und im November präsentieren die neue Haus-Leiterin Rosanne Altsatt und Helene von Oldenburg gemeinsam den „Cyberfem Spirit“ und wollen damit auch den OldenburgerInnen die verschiedensten Positionen des Cyberfeminismus näher bringen.

Vielversprechende Anfänge.

Marijke Gerwin

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