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Spurensuche an Körpern

■ Rechtsmedizinische Untersuchungsstelle bekommt Besuch, aber kein Geld

Eine Stellenanzeige: Ehepaar sucht jemanden zum Haushüten. Eine Frau meldet sich, das Haus ist schön, die Eheleute wirken seriös. Sie bekommt den Job. Vor der Abreise trinkt man noch einen. Als sie aufwacht, liegt sie auf einem Bett. Ihre Unterhose ist heruntergezogen, ebenso die des Hausherren, der neben ihr liegt. Sie kann sich an nichts erinnern. Es scheint zunächst, als wäre sie gerade noch rechtzeitig aufgewacht. Sie lässt sich im Rechtsmedizinischen Institut untersuchen: Hier weist Dr. Dragana Seifert nicht nur Schlafmittel im Blut nach, sondern auch Spermien: „Sollte es zum Verfahren kommen, haben wir Beweismittel“, sagt die Ärztin von der „Untersuchungsstelle für Opfer von Gewalttaten“.

Weil Seifert häufig erlebt hat, dass Täter nicht verurteilt werden, wenn Beweismittel fehlen, hat sie den Verein „Hamburger Initiative gegen Aggressivität und Gewalt“ gegründet, der die Untersuchungsstelle seit 1998 am Universitätsklinikum Eppendorf betreibt, und zwar ohne einen einzigen Pfennig von Stadt oder Krankenkassen. Seifert und ihre KollegInnen arbeiten ehrenamtlich. Gestern zeigte Schirmherrin und Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit (SPD) ihrer schleswig-holsteinischen Amtskollegin Anne Lütkes (Grüne) das bundesweit einzigartige Projekt.

Die RechtsmedizinerInnen erkennen Verletzungen als Spuren von Gewalt, denen andere ÄrztInnen häufig keine Bedeutung einräumen. „Beispielsweise deuten flohstichgroße rote Punkte an den Augen darauf hin, dass jemand so gewürgt wurde, das er in Lebensgefahr geschwebt hat“, erklärt Professor Klaus Püschel, Leiter des Institus für Rechtsmedizin. Außerdem sorgen Seifert und Kollegen dafür, dass auch auf den ersten Blick leicht scheinende Verletzungen daraufhin untersucht werden, ob sich hinter ihnen nicht doch schwerere Schäden verbergen. So wie es bei Autounfällen selbstverständlich ist.

Die ÄrztInnen untersuchen Opfer von Gewalt rund um die Uhr, auf dem Krankenhausgelände, aber auch in Arztpraxen und Polizeiwachen. Sie kommen auch, wenn jemand einen Verdacht hat, sich aber nicht traut, zur Polizei zu gehen, beispielsweise LehrerInnen oder ErzieherInnen. Die Daten bleiben geheim, niemand wird genötigt, den Weg der Strafanzeige zu gehen. san

Die Untersuchungsstelle ist tagsüber unter 42803–2130 und nachts unter 42803–2127 zu erreichen. Spendenkonto: 1259 12 32 12 bei der Haspa, BLZ: 200 505 50

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