: „Ich will, dass er Thema bleibt“
Beckmann dreht eine Reportage über Noël Martin: Mit dem Gewaltopfer kehrte er zum Tatort zurück (ARD, 21.40 Uhr).
taz: Wieso dreht Reinhold Beckmann eine Reportage über Noël Martin?
Beckmann: Ich habe vor fünf Jahren wie andere auch von dem Überfall auf Noël Martin gehört – und das wie viele andere danach wieder vergessen. Wir hatten voriges Jahr Marius Müller-Westernhagen bei „Beckmann“ eingeladen und wollten ihm einen guten Gast zur Seite stellen. In dem Zusammenhang fiel uns Noël Martin wieder ein. Der hatte seit dem Überfall in Mahlow sein Haus in Birmingham nicht mehr verlassen.
Wollte Martin denn überhaupt in Ihre Sendung – zurück nach Deutschland?
Er wollte unbedingt. Es war das erste Mal nach dem Attentat, dass er nach Deutschland zurückkam. Die Frage war eher: Wie bringen wir ihn rüber? Schon wegen des Rollstuhls geht das nur mit einem Spezialflugzeug.
Was zeigt Ihr Film konkret?
Ich habe Noël Martin länger in Birmingham besucht, um zu zeigen, wie er mit der schweren Verletzung lebt. Diese Aufstehprozedur zum Beispiel. Er braucht morgens insgesamt drei Stunden, um wirklich jemanden empfangen zu können. Das allein ist schon ziemlich erniedrigend.
Dann sind Sie mit ihm nach Mahlow gefahren. Wie geht der Ort mit dem rechten Überfall um?
Leider völlig verklemmt. Sie fühlen sich stigmatisiert. Es gibt immer noch eine belebte Szene von rechten Jugendlichen und es ist schade, dass dagegen so wenig gemacht wird. In der Mahlower Schule zum Beispiel gab es vor kurzem fünf Ausländer in der Oberstufe. Inzwischen sind alle rausgeprügelt worden, wie uns der Ausländerbeauftragte vor der Kamera erzählte.
Warum jetzt dieser Film?
Ich will helfen, dass das ein Thema bleibt. In vier Wochen sitzt Noël Martin wieder in Birmingham und es ist womöglich abgehakt. Ich bin gespannt, was in einem Jahr noch an Solidarität für Noël Martin geblieben ist. Er ist so ein kluger, klarer Kopf, der um diese Gefahr weiß. Noël Martin hat die Kraft und Ausstrahlung, zu einer Leitfigur der Bewegung gegen rechts zu werden. Dies sollten wir nutzen.
INTERVIEW: STEFFEN GRIMBERG
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