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Ver.di will die Bank rupfen

Gewerkschaft fordert Ablösung von Bankchef Wolfgang Rupf. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn und neun weitere Manager wegen Untreue. Bankgesellschaft benötigt eventuell weitere Milliarden

von HANNES KOCH

Einige Wochen saß Wolfgang Rupf im Auge des Orkans. Nun nimmt der Sturm um den gescheiterten Vorstand der Bankgesellschaft Berlin wieder zu. Während der gestrigen Sitzung des Bank-Aufsichtsrates wollten die Funktionäre der Gewerkschaft Ver.di fordern, dass Rupf abgelöst wird. „Mit ihm ist ein Neuanfang nicht möglich“, sagte Ver.di-Vertreter und Aufsichsrat Hartmut Friedrich.

Bislang genoss Rupf unter anderem die Unterstützung des Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der den Banker halten will, bis die Bankgesellschaft eine neue Struktur bekommen hat. Die Arbeitnehmervertreter werfen Rupf dagegen vor, er habe in einem Zeitungsinterview unlängst leichtfertig vom möglichen „Konkurs“ des Instituts gesprochen.

Unter Druck gerät Rupf jetzt außerdem, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Das bestätigte am Wochenende der Sprecher der Bank, Herbert Beinlich. Ermittelt werde gegen Rupf und weitere neun Manager. Die Staatsanwaltschaft habe ursprünglich 53 Verfahren in die Wege geleitet, von denen 30 allerdings schon abgeschlossen seien, so Beinlich.

Gegenstand der Untersuchungen ist nach Angaben des Sprechers der zu Jahresbeginn geplante Verkauf der angeschlagenen Banktochter IBG auf die karibischen Caymaninseln. Durch die Veräußerung wollte der Vorstand unter Leitung Rupfs unsichere Immobilienkredite in Höhe von rund 2 Milliarden Mark aus der Bilanz der Bankgesellschaft tilgen. Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hatte dieses Geschäft schließlich gestoppt. Nicht nur dieses Loch sollen nun die Berliner Steuerzahler stopfen: Der Senat schießt der Bank 4 Milliarden Mark dazu, um deren Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden.

Möglicherweise reicht diese Summe noch nicht einmal aus, um das überwiegend landeseigene Geldinstitut über die Runden zu bringen. Berichte, nach denen die Bank zwei weitere Milliarden Mark brauche, wollte Finanzsenatorin Christiane Krajewski (SPD) nicht eindeutig bestätigen: „Hier sind Insiderinformationen herausgegeben worden, deren Validität ich im Augenblick nicht beurteilen kann“, sagte sie.

Der Aufsichtsrat der Bankgesellschaft tagte gestern, um sich mit der zukünftigen Struktur des Instituts zu befassen. Unter dem Dach einer Holding sollen drei getrennte Banken agieren: Erstens die Landesbank mit den Sparkassen, zweitens eine Immobilienbank mit der bisherigen Berlin Hyp und drittens eine Einheit, die das internationale Finanzgeschäft und die Großkunden betreut. Teile der Holding und der Teilbanken will der Senat verkaufen – unter anderem an die NordLB, die schon 20 Prozent der Aktien hält. Zusätzlich zu der bereits geplanten Einsparung von 1.600 der insgesamt 16.000 Stellen will der Vorstand wohl weitere 1.000 Jobs abwickeln. Mit endgültigen Entscheidungen wurde gestern nicht gerechnet. Potenziellen Käufern wie der NordLB fehlen noch Informationen.

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