: 500 Kilometer Ölrohre durch vulkanisches Gebiet
Die WestLB – Deutschlands größte öffentlich-rechtliche Bank – will ein umstrittenes Pipelineprojekt durch Ecuadors Urwälder finanzieren
BERLIN taz ■ „Passend“ zur Weltklimakonferenz Ende Juli in Bonn ist jetzt offiziell bestätigt worden: Ausgerechnet die Westdeutsche Landesbank (WestLB) will die Finanzierung einer höchst umstrittenen Ölpipeline in Ecuador sichern. Das berichtet der Stern in seiner aktuellen Ausgabe. Demnach bedroht das Projekt nach Auffassung zahlreicher Umweltorganisationen einzigartige Regenwälder und damit die Existenzgrundlage der lokalen Bevölkerung entlang der geplanten Trasse.
500 Kilometer lang soll die Pipeline werden. Dabei führt sie durch erdbebengefährdetes und vulkanisch aktives Gebiet. Durch die daraus resultierenden Gefahren seien die elf Schutzgebiete, die von der Trasse durchschnitten werden, bedroht. Dazu gehört auch das international anerkannte „Mindo-Nambillo“-Reservat – ein bedeutender Lebensraum für seltene Vogelarten, der zur ersten „Important Bird Area“ Südamerikas erklärt wurde. Die Kapazitätsauslastung der neuen Pipeline erfordert eine deutliche Steigerung der Ölproduktion in Ecuador.
Kritiker warnen, dass das Projekt gegen auch in Ecuador garantierte Menschenrechte und international verbindliche Verpflichtungen der Regierung verstoße. Unter Missachtung der Verfassung seien die Existenzängste, Sorgen und Alternativvorschläge der von dem Projekt Betroffenen praktisch ignoriert worden. „Die lebensbedrohende Gewalt geht von Schreibtischtätern in den Banken aus“, kritisiert Reinhard Behrend von „Rettet den Regenwald“ aus Hamburg. Diese hat gestern eine Kampagne gestartet unter dem Motto: „Stoppt die gewaltsame Regenwaldzerstörung durch die WestLB noch vor der Klimakonferenz!“
Zeitgleich gingen Protestbriefe an den Vorstandsvorsitzender der WestLB, Friedel Neuber, und den NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement. Das Land NRW besitzt 43,2 Prozent der Anteile an der WestLB, dem größten öffentlich-rechtlichen Kreditinstitut in Deutschland. Auch in Ecuador ist es schon zu heftigen Protesten gegen die Pipeline gekommen, mehrere Klagen wurden bereits eingereicht. Am kommenden Wochenende ist in Mindo ein großes Musik- und Künstlerfestival gegen das Projekt geplant, zu dem bis zu 4.000 Menschen erwartet werden. In dem südamerikanischen Land fordern Wissenschafter, nationale Umweltgruppen und betroffene Dorfgemeinschaften unabhängige Umweltgutachten. Zudem müsse der Verlauf der Pipeline geändert werden, um das „Mindo-Nambillo“-Reservat zu retten.
Das internationale Firmenkonsortium will dagegen von der bisherigen Routenplanung nicht abweichen, weil sie technische und wirtschaftliche Vorteile bietet. Das hoch verschuldete Ecuador ist dringend auf Devisen aus dem Ölexport angewiesen. Nationale Umweltschützer kritisieren allerdings, dass 80 Prozent der Einnahmen für den Schuldendienst verwendet werden sollen, statt der armen Bevölkerung eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Lebensgrundlage aufzubauen.
WERNER PACZIAN
Infos: www.regenwald.org
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