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Front gegen USA

Nordkorea und Russland bekräftigen gemeinsamen Widerstand gegen US-Raketenabwehr. Bis 2003 will Nordkorea auf Raketentests verzichten

MOSKAU afp/ap/taz ■ Ihren Widerstand gegen die geplante US-Raketenabwehr haben Russland und Nordkorea in einer Erklärung bekräftigt. Beim Besuch von Nordkoreas Staatschefs Kim Jong II am Wochenende in Moskau bekannten sich beide Länder zum ABM-Vertrag über die Begrenzung der Raketenabwehr von 1972. Kim und der russische Präsident Putin vereinbarten in ihrer „Moskauer Erklärung“ auch eine enge wirtschaftliche und strategische Zusammenarbeit.

Kim begrüßte die Vereinbarung vom Samstag als „großen Erfolg“. In der Erklärung betont Nordkorea auch, dass sein Raketenprogramm keine Bedrohung für Länder sei, die die Souveränität Nordkoreas respektierten. Die Entwicklung des Programms solle vorangetrieben werden, hieß es. Bis 2003 wolle Nordkorea aber auf Tests verzichten. Russland sagte Nordkorea weiter Unterstützung beim Wiederaufbau der mit sowjetischer Hilfe etablierten Industrie zu, knüpfte dies jedoch teilweise an die Rückzahlung der nordkoreanischen Schulden. Diese belaufen sich laut Schätzungen auf umgerechnet rund 12,2 Milliarden Mark (62,5 Milliarden Euro). Putin und Kim vereinbarten außerdem eine Zusammenarbeit beim Anschluss der russischen Eisenbahn an das Schienennetz auf der koreanischen Halbinsel.

Für die Millionen Russen war die Visite des nordkoreanischen Staatschefs gleich in mehrfacher Hinsicht ein Déjà-vu-Erlebnis. Kims neuntägige Reise nach Moskau, der wegen Flugangst die mehr als 9.000 Kilometer lange Strecke mit der Bahn zurückgelegt hatte, wurde von starken Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Mehr als 20.000 Reisende mussten entlang der Strecke der Transibirischen Eisenbahn erhebliche Verspätungen in Kauf nehmen. Bei einer seiner drei kurzen Fahrtunterbechungen wohnte Kim einem bestellten Konzert mit Militärchören und russischer Volksmusik bei, deren einer Text lautete: „Die Wellen des Meeres singen die Loblieder seiner Verdienste (. . .) Hurra, hurra, unser geliebter Kim Jong II.“ Vor dem Treffen mit Putin hatte Kim unter massiver Bewachung auf dem Roten Platz Kränze am Lenin-Mausoleum niedergelegt.

Der letzte Partei- und Staatschef der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, machte aus seiner Abneigung für das Drumherum des Besuches keinen Hehl. Derartige Sicherheitsmaßnahmen habe es unter Stalin gegeben.

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