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Die Farben von Bahia

Jorge Amado ist tot. Der engagierte brasilianische Schriftsteller schrieb von einfachen Fischern und Hochstaplern. Im Kongress saß er auch mal

„Süß ist’s, im Meer zu sterben“ – mit diesem Vers beginnt ein brasilianisches Volkslied. Wer auf See umkommt, so geht die Legende, blickt einer Göttin ins Gesicht, die sonst niemand je zu sehen bekommt: Es ist Iemanjá, halb afrobrasilianische Heilige, halb Jungfrau Maria, die Schutzgöttin der Fischer, der Seeleute und Piraten.

„Die bei Sturm untergehen, liebt sie besonders. Die aber, die bei der Rettung anderer umkommen, dürfen sie bis zu den fernsten Meeren begleiten“, schrieb der brasilianische Schriftsteller Jorge Amado in seinem 1936 erschienenen Roman „Tote See“, dem Buch, das ihm von seinen mehr als 30 Büchern das liebste war: „Alles dort beschriebene habe ich mit jenen einfachen Menschen erlebt, den Fischfang, die Fischerboote“, sagte er über diesen fünften Teil eines Zyklus, dessen Schauplatz die nordostbrasilianische Stadt Salvador de Bahia ist. Der 1912 geborene Amado verbrachte dort seine Schulzeit und seit 1952 einen großen Teil seines Lebens. Sein Oeuvre wird ihr zu einem Denkmal, indem es ihre Farben, ihre Menschen, ihr Meer einfängt. „Tatsache ist, dass ich nur gut schreibe, wenn ich über die Menschen von Bahia schreibe.“

Der Bahia-Zyklus ist nicht der einzige, in dem sich Amado dem Leben im Nordosten Brasiliens zuwendet: In „Gabriela wie Zimt und Nelken“ (1958) lässt er seine Protagonistin, die Mulattin Gabriela, aus der kargen Welt des Sertão in die Hafenstadt Ilhéus fliehen; in „Kakao. Roman aus dem brasilianischen Urwald“ (1942) schildert er das Leben und die Arbeit auf den Kakaoplantagen, den Streit um ein Stück Land und die brutalen Methoden der Großgrundbesitzer; in „Die Abenteuer des Kapitäns Vasco Moscoso“ (1961) erzählt er die Geschichte eines Hochstaplers aus Salvador, der zum Volkshelden wird. Hier – wie auch in der moralischen Geschichte „Dona Flor und ihre zwei Ehemänner“ etwa (1966) – trifft Amado Anleihen beim Schelmenroman.

Als er jung war, engagierte er sich in der Kommunistischen Partei Brasiliens, saß deswegen Mitte der 30er-Jahre in Haft und später als Abgeordneter im Kongress. Mehrere Male war er gezwungen, das Land zu verlassen. Er lebte im Exil in Argentinien, in Uruguay, in Paris und Prag, und er reiste zeit seines Lebens – durch die Sowjetunion, nach Europa, nach Asien. Seit 1956 hat er sich nicht mehr aktiv in die Politik eingemischt; seinen Romanen indes ist das Engagement nie abhanden gekommen.

Jorge Amado starb am 6. August, vier Tage vor seinem 89. Geburtstag, in Salvador de Bahia an den Folgen eines Herzinfarkts.

CRISTINA NORD

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