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Radelnder Senator

■ Olaf Scholz unternahm gestern einen Ausflug mit der Polizei-Fahrradstaffel

Von dem amerikanischen Komiker Dennis Leary gibt es eine gemeine Nummer über die Autoritätsprobleme von Fahrradpolizisten. Er persönlich, so Leary, habe jedenfalls nicht vor, für einen „Bike-Cop“ anzuhalten, dem nicht nur der Streifenwagen, sondern auch die Sirene fehlt.

Dass im Zweifelsfall Kollege eins „Tatü“ und Kollege zwei „Tata“ rufen muss, erzählt auch Lars Heine von der Fahrradstaffel der Hamburger Polizei. Trotzdem seien die ungewöhnlichen Beamten inzwischen in der Bevölkerung weitgehend bekannt und akzeptiert. Grund genug für Innensenator Olaf Scholz (SPD), sich gestern im Kommissariat an der Sedanstraße über deren Arbeit zu informieren und danach mit Heine und zwei Kollegen eine öffentlichkeitswirksame Streifenrunde zu drehen. Leider hatte der Senator nur den Polizeihelm aufgesetzt und auf das hautenge Trikot verzichtet. Trotzdem kam ein wenig Gefühl von Tour de France auf, als drei Kamerateams Scholz and Friends aus mitfahrenden Autos abfilmten.

In der 1996 gegründeten Fahrradstaffel arbeiten sechs Beamte, die sich von Mai bis Oktober vor allem um andere Radfahrer kümmern. Einerseits verfolgen sie deren Verkehrssünden, beispielsweise wenn sie rote Ampeln nicht beachten oder die falsche Radwegseite benutzen. Nachdem man hier lange Zeit vorwiegend informiert habe, würden nun auch verstärkt Strafen verhängt, so Scholz.

Die Beamten sehen sich aber auch als Vertreter der Radler, deren Sorgen sie aus eigener Erfahrung kennen. So wurden Scholz bei der gestrigen Tour auch Problemstellen im Grindelviertel gezeigt wie etwa Fahrradstraßen, in denen die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit von vielen Autofahrern ignoriert wird. Scholz versprach festzustellen, inwieweit Verbesserungsvorschläge der Beamten tatsächlich weitergeleitet werden.

Zumindest gestern wurde aber auch gegenüber Autofahrern noch eher vermittelt. Nachdem ein auf dem Radweg an der Grindelallee parkender Lieferant ermahnt worden war, durfte er ungestraft und lächelnd weiterfahren. Ob er aus Erleichterung oder über den radelnden Innensenator lächelte, ist nicht bekannt. David Böcking

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